„Hilfe! Mein Hund hat HD!“

Nach einer Röntgenuntersuchung des geliebten Hundes in der Praxis eines Tierarztes ist sehr oft Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit angesagt. Die Diagnose „HD“ trifft im Durchschnitt 40 Prozent aller Hunde in Deutschland.

Bisher gab es für den enttäuschten Hundehalter folgende Möglichkeiten seinem Hund zu helfen:

*Symphysiodese bei Hunden bis zum Alter von 3 Monaten

*Tabletten bis zum „Gehtnichtmehr“

*Bis zum Alter von 7 Monaten die TPO (Tripel-Pelvis-Osteotomie/Dreifache Beckenschwenkosteotomie)

*Ab einem Alter von 12 Monaten die Hüftendoprothese

*Oder – was ganz crude klingt: die Hüftkopfresektion.

*Im Falle der Hüftgelenksarthrose ohne Subluxation: Die Denervation nach Küpper.

Seit etwa 15 Jahren wenden wir zur vollständigen Schmerzfreistellung des Hüftgelenks die Denervation nach Küpper an, einen unglaublich erfolgreichen Eingriff, wenn er gut gemacht wird.

In Fällen der Subluxation oder Luxation des Hüftgelenks, wenn der Hüftkopf aus der Pfanne zu rutschen droht oder schon herausgerutscht ist, blieb aber auch uns nur die Empfehlung: Endoprothese oder Hüftkopfresektion.

Inzwischen kommt das Jahr 2013 zu einem Ende und siehe da: Lesen gefährdet die Dummheit: Wie schafft man es, den Hüftkopf erfolgreich in die Pfanne zu drücken und dafür zu sorgen, dass er nicht mehr herausrutschen kann. Eine simple chirurgische Maßnahme erstmals dargestellt von den französischen Tierärzten Rochereau und Bernadé im Jahre 2012:

Bei mehreren Hüftluxationen bei Hunden und Katzen haben wir mit einer Schraube die Sehne des Musculus glutaeus profundus auf dem Beckenknochen des Patienten befestigt. Der Witz dabei: der M. glutaeus profundes inseriert am Trochanter major. Seine Ansatzsehne wird am Beckenknochen mit einer Schraube und einer Unterlegscheibe präzise nach „Bauanleitung“ befestigt, so dass der Hüftkopf nicht mehr herausrutschen kann.

Klingt ungenial. Stimmt aber nicht. In der Literatur für orthopädische Chirurgie wird von allerlei abenteuerlichen Versuchen berichtet, das Herausrutschen des Hüftkopfes aus der Pfanne zu verhindern. Die Ergebnisse waren wohl nicht so prickelnd. Deshalb favorisiert der Berufsstand der Tierärzte seit langem die Endoprothese – welcher Art auch immer – mit hohen und höchsten Kosten für den Tierhalter. Auch die TPO, von manchen Chirurgen bei Junghunden favorisiert, gehört zu den „goldenen“ Lösung bei HD.

Die von Küpper empfohlene Denervation des Hüftgelenks, ergänzt durch die Tenodese nach Rochereau und Bernadé erscheint uns jedoch bei Subluxation und Luxation als ein begehbarer und vernünftiger Weg, die aufwändige Endoprothese oder die Hüftkopfresektion zu vermeiden.

Inzwischen wurde bei einem Junghund die oben beschriebene Tenodese erfolgreich durchgeführt, obwohl eine Beckenschwenkosteotomie indiziert war.

Weiteres wäre zu berichten.

Mit besten Grüßen aus Hamburg-Rahlstedt!

Dirk Schrader

Tierärztliches Institut
für angewandte Kleintiermedizin
Innovation und Kompetenz seit 1973
Praxis, Forschung und Lehre unter einem Dach

Rahlstedter Straße 156
22143 Hamburg
Tel.: 040-677 21 44
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VeterinariansHH (30.10.2013; 19:22 Uhr)
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 31.10.2013
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