2010 trat die EU-Tierschutzrichtlinie in Kraft. 2018 leitete die Europäische Kommission gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren wegen Defiziten in der Umsetzung der EU-Versuchstierrichtlinie ein. Ende 2019 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die aktuellsten Zahlen zu Tierversuchen: 2.825.066 Tiere kamen im Jahr 2018 in Tierversuchen zum Einsatz, im Vorjahr waren es 2.807.297. Die Zahl der für Versuche ausgewählten Tiere steigt folglich weiter an. Wie kommt es aber zu dem Anstieg? Gilt doch unter Befürwortern und Gegnern von Tierversuchen gleichermaßen das Leitbild „Replace, Reduce, Refine“ (RRR; „Vermindern, verbessern und vermeiden“). Die darin beschriebenen Handlungsgrundsätze sollen die Zahl der Versuche begrenzen und das Leid der verwendeten Tiere auf ein unerlässliches Maß verringern. Und auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schrieb als Reaktion auf das eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren zur EU-Versuchstierrichtlinie gegen Deutschland bereits im Juli 2018 auf der Webseite des BMEL: „Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist für alle Tiere zuständig, und deshalb ist es mir mit dem Tierschutz ernst. Mein Ministerium setzt sich schon seit langem dafür ein, die Zahl der Versuchstiere auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren.“

Vor fast 20 Jahren kamen in der Evangelischen Akademie Bad Boll Fachleute und Interessierte zusammen und diskutierten über „Tierversuche und Tierschutz“. „Die Tierschutztagung hat eine lange Tradition in unserer Akademie. Wir führen werteorientierte Tagungen durch und zu solchen Werten gehört die Achtung des Lebensschutzes unbedingt hinzu“, erläutert Akademiedirektor Professor Dr. Jörg Hübner das Engagement der Evangelischen Akademie Bad Boll für einen aktiven Diskurs über das Thema Tierschutz. Denn der Lebensschutz – als ein Teil der Nachhaltigkeit – gelte nicht nur für den Menschen, sondern für die gesamten Kreaturen, die, wie es im Buch Genesis heißt, „aus Erde gemacht sind“. „Dazu gehört der Mensch, dazu gehören aber auch die Tiere.“

Vom 06. bis 08. März lädt die Akademie Bad Boll dazu ein, im Rahmen der Tagung „Tierversuche und Tierschutz“ respektvoll und gründlich in einen konstruktiven Diskurs zu treten. „Die Tatsache, dass Deutschland wegen mangelhafter Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie in der Kritik steht, macht hier ein Nachsteuern – wozu auch eine öffentliche Debatte beiträgt – unbedingt erforderlich“, so die Studienleiterin und Tagungsverantwortliche Dr. Regina Fein.

Angesichts der breiten Aufstellung der Referierenden aus Tier- und Humanmedizin, aus Chemie- und Pharmaindustrie, aus Tierschutz, Recht und Politik können die Gäste einen aktuellen Aufriss des Themas Tierversuche erwarten, der eine Einordnung der eigenen Position erlaubt.

Zur Diskussion stehen die dringlichsten Fragen: Wie ist die Entwicklung der Genehmigungsverfahren in puncto Anzahl und Arten der Versuchstiere zu bewerten? Welche Alternativ-Methoden sind etabliert? Welche neuen ethischen Fragen haben sich ergeben? Konkret beschäftigen sich u.a. Dr. Kathrin Herrmann, PhD der Johns Hopkins University, Baltimore sowie Prof. Dr. Stefanie Krämer, Justus-Liebig-Universität Gießen, mit dem RRR-Prinzip und dessen Anwendung an Universitäten. Über das „Refinement durch verbesserte Tierhaltung“ samt Fallbeispiele referieren PD Dr. rer. nat. Sabine Chourbaji von der Universität Heidelberg und Dr. Kerstin Kleinschmidt-Dörr von der Merck KGaA, Referat Tierhaltung. Des Weiteren wird nach Alternativen zu Tierversuchen für die Forschung gefragt und der aktuelle Stand aufgezeigt. Und Richterin Dr. Barbara Felde vom Verwaltungsgericht Gießen gibt einen Überblick über die gerichtlichen Verfahren zu Tierversuchen aus den vergangenen knapp 20 Jahren.

Weitere Referierende sind:

• Dr. Barbara Felde, Richterin am Verwaltungsgericht Gießen
• Dr. Corina Gericke, Ärzte gegen Tierversuche e.V., Braunschweig
• Dr. Simone Horstmann, PT Hochschule Münster
• Dr. Stefan Kaufmann MdB, CDU/CSU-Fraktion
• Dr. Robert Landsiedel, Fachchemiker Toxikologie, BASF Experimental Toxicology and Ecology, Ludwigshafen am Rhein
• Dr. Bernd Müller, Fachtierarzt für Toxikologie, Berlin
• Prof. Dr. Rainer Nobiling, Initiative Tierversuche verstehen
• Dr. Robert Porzel, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Tierschutzpolitik der Bundespartei Bündnis 90/DIE GRÜNEN
• Stephan Protschka MdB, AfD-Fraktion
• Prof. Dr. Maike Windbergs, Goethe Universität, Frankfurt
• N.N. SPD-Fraktion

Mit der Tagung wendet sich die Evangelische Akademie Bad Boll an alle, die sich für das Thema „Tierversuche und Tierschutz“ interessieren. Des Weiteren richtet sich die Tagung an Vertreter_innen aus Tiermedizin, Forschung, Tierschutzverbänden, Pharma- und Chemieindustrie, Landwirtschaft, Politik sowie Medien.

Ausführliche Informationen zur Tagung unter www.ev-akademie-boll.de/tagung…

Die Evangelische Akademie Bad Boll

„Im Dialog: Gesellschaft gestalten“ – das ist Antrieb und Ziel der Aktivitäten der Evangelischen Akademie Bad Boll. Ihre Tagungen und Veranstaltungen machen Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche zum Thema und bringen Menschen, Gedanken und Positionen zusammen. Rund 10.000 Gäste besuchen jedes Jahr die mehr als 150 Tagungen der Evangelischen Akademie Bad Boll. Die älteste kirchliche Akademie Deutschlands feiert 2020 ihr 75-jähriges Bestehen.

Journalistinnen und Journalisten, die über die Veranstaltung berichten möchten, melden sich bitte über pressestelle@ev-akademie-boll…. zur Tagung an. Die Teilnahme ist in diesem Fall natürlich kostenfrei. Außerdem bitten wir um Aufnahme in die redaktionellen Veranstaltungskalender.

Pressekontakt: Miriam Kaufmann | Tel.: 07164 79-300 | pressestelle@ev-akademie-boll….

Evangelische Akademie Bad Boll, Akademieweg 11, 73087, Bad Boll Deutschland

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Evangelische Akademie Bad Boll (21.02.2020; 15:49 Uhr)
Miriam.kaufmann@ev-akademie-bo…

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© ( www.fellbeisser.net/news/ ) am 21.02.2020
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