Das Jahr des Nutzschweines

Von Bernd Wolfgang Meyer

Nach schlappem Verlauf fast über das ganze Jahr, haussiert Tierschutz im letzten Quartal, was zum größten Teil dem entschlossenem Standpunkt der Partei Die Grünen zu verdanken sein wird, die sich unmissverständlich Pro Tierschutz öffentlich auf dem Parteitag ausgesprochen haben und damit den ersten Schritt zu einer verantwortungsvollen Politik, wie vom Grundgesetz obligatorisch vorgeschrieben, unternommen hat.

In einer ganzen Reihe von Bundesländern haben sich tierschutzverpflichtete Landwirtschaftsminister etabliert. Das BMVEL wird von einem, zumindest verbal tierschutzorientiertem Minister geführt. In sechs Bundesländern ist das Verbandklagerecht eingeführt, in den restlichen wird dasselbe in Aussicht gestellt. Alle etablierten Parteien, auch die CSU, mit Ausnahme der fanatisch Antitier eingestellten CDU sprechen sich für mehr Tierschutz aus und geben sich Mühe, diesen Anspruch zu beweisen. Politisch wird selbst die realitätsferne CDU, Klientelpartei der industriellen Fleischproduktion, künftig sich Enthaltung nicht mehr leisten können, ohne als weltfremd und starrsinnig dargestellt zu werden. Definitiv werden hier die AfD und PEGIDA den Anstoß setzen, sowie die wieder erfolgreichen Grünen, auch CDU Mitglieder zum Nachdenken anzuregen, ob diese Merkel, Symbol nicht nur der Tierquälerei, sondern auch des dekadenlangen Stillstands der Politik der Bundesrepublik und servilen Unterwerfung unter die USA, ein Gottesgebot sind, oder vielleicht doch nicht alternativlos.

Vegetarismus und Veganismus boomt, ist zum Tagesgespräch ganzer Bevölkerungsschichten geworden, die mit dieser neuen Entwicklung sich dem Tierschutz öffnen und im Selbstschutz indirekt Tierschutz praktizieren. Wahrnehmungsweise betrifft diesen Sinneswandel mehr als die Hälfte des Volkes, während die Fleischfresser mit schlechtem Gewissen, ihrer Abhängigkeit schuldhaft bewusst, sich in der Defensive befindlich wähnen. „Ich freß doch kein Gemüse“, ist nirgendwo mehr zu vernehmen und nicht mehr zu provozieren.

Es gibt eine großartige Entwicklung im Gerangel um den Klimaschutz, der in seiner Bedeutung wesentlich für den Tierschutz ist. Man kann Kohlekraftwerke schließen. Aber man kann nicht die Emissionen der Nutztierhaltung ignorieren. Noch muss man aufgeweckt zuhören und lesen, aber die Stimmen Sachverständiger und Medienvertreter werden hörbarer und entschlossener, in der irritierenden Frage, ob wir für ein Luxusprodukt wie Fleisch gar die ganze Menschheit der Willkür von MRSA Organismen unterwerfen dürfen. Das Fazit liegt auf der Hand. Ohne beständige Antibiotikagaben ist kein Wesen in solchen KZs und Käfigen am Leben bis zur „Schlachtreife“ in ein paar Wochen zu erhalten. Fleisch wird längst auch in uninteressierten Kreisen als Gesundheitsrisiko wahrgenommen und öffentlich als der Verursacher aller tödlichen Volkskrankheiten erkannt und stigmatisiert.

Die verzweifelten Propagandamaßnahmen des Bauernverbandes und der Gleichgesinnten lassen tief blicken.

Auch im Bereich der AquaKZs lässt sich positive Bewegung registrieren. Auch hier werden die Delinquenten mit Breitspektrumantibiotika traktiert, sie dem Leben bis zum Ertränktwerden zu erhalten und der teils löchrige Schleier der Geheimniskrämerei erlaubt Jedermann einen Blick auf kranke Wesen, die mit Geschwüren, angereicherten Antibiotika und als Pharmakonzentrat über den Menschen, das Grundwasser vergiften. Fisch eignet sich ganz hervorragend, im Gewebe alles zu speichern, was da nicht sein sollte. Nur die „Teichwirtschaft“ bleibt einstweilen sakrosankt.

Sachsen Anhalt meldet das erste behördliche Verbot der Tierhaltung wegen kontinuierlicher, gewerblicher Tierquälerei eines Großproduzenten, das auch den anderen industriellen Fleischfabrikanten den entscheidenden Eindruck vermitteln wird. Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, eine vorsätzliche kriminelle Handlung, mag die Investitionen gefährden und die Amortisation ausschließen. Dieser grandiose Erfolg ist dem Landesverband der Grünen mit Belegmaterial des Tierschutzes zu verdanken. Sie haben geliefert, nachdem sie diese Absicht vor einem Jahr artikuliert haben. Dieser Erfolg wird die zahllosen Bürgerinitiativen moralisch stärken und mehren.

Argentinien hat, als zweiter Staat nach Neuseeland, den Menschenaffen juristischen Rechtsstatus verliehen. Die Verhaltensforschung stellt verblüfft fest, dass die neuronalen Anlagen selbst der Würmer und gar allerlei Seegetier, sich nicht grundsätzlich von den humanen unterscheiden und weist folgend allen Wesen Denkfähigkeit zu. Ein wesentliches Argument für die Zukunftsarbeit. Selbst männliche Küken werden mittlerweile als Lebewesen wahrgenommen und dürfen nicht mehr geschreddert werden. Unbetäubte Amputationen werden erstmals als barbarisch eingestuft. Baden Württemberg, Rheinland Pfalz, NRW und Berlin subventionieren gezielt Alternativen zum Tierversuch, wenn auch einstweilen nur mit dem Inhalt der Kaffekasse.

Am bemerkenswertesten hat sich, alle anderen Erfolge des Jahres in den Schatten stellend, das Propagandafernsehen gewandelt. Jetzt wird dem gläubigen Zuschauer das Elend in den Mastställen zu bester Sendezeit in den entscheidenden Nachrichtensendungen erfolgreich zu Bewusstsein gebracht. Mit eindrucksvollen Bildern und überzeugender sprachlicher Begleitung, die vor Ernsthaftigkeit und Betroffenheit in erstaunlicher Weise für Glaubhaftigkeit sorgt. Tierschutz wird nicht mehr verschämt oder veralbernd genannt, sondern als entscheidender Akteur wahrgenommen und akzeptiert, in der sachverständigen Recherche und Präsentation von Missständen und Beweisen, die die Medien sich neuerdings nicht mehr erlauben zu können glauben, als Alibi in versteckten Magazinen unterzubringen. Tierschutz ist in Tagesschau und Heute angekommen und damit zu politischer Reife und Wichtigkeit erhöht worden. Genau darum haben wir alle jahrzehntelang gestritten. Hier bleibt jedoch kritisch abzuwarten, ob die Heuchelei in den Medien nicht erneut die Oberhand gewinnt.

Gedankt wird dieser Entwicklungsschub dem so genannten Mastschwein, dem es letztlich gelungen ist, humane Regungen durch Mitleiderweckung in gleichgültigen Verbrauchern und Medienleuten zu wecken. „Können wir das, was hier unter dem Schutz von Gesetzen hinter den Mauern der Ställe vorgeht noch verantworten und uns weiterhin Menschen nennen?“

Die Massentierproduktion ist ein bedeutendes Spektrum des Tierschutzes. Aber nur eins, von fünfzig wesentlichen Weiteren. Die Massenmästung von fühlenden, intelligenten und empfindenden Mitlebewesen wird entscheidend für den öffentlichen und politischen Einstieg in die Behebung all der anderen Missstände sein, die ebenfalls nicht mehr isoliert betrachtet werden können. Denken wir an das Heilsversprechen der Tierversuche, das uns beständig wie eine Mohrrübe vor die Nase gehängt wird.

Und ebenso wichtig, die Erkenntnisgewinnung der wissenschaftlichen Verhaltensforschung. Keinesfalls mehr, können Taten, Verhalten, außergewöhnliche geistige Leistungen der Tiere mit dem vormaligem Scheinargument, es handelt sich lediglich um Reflexionen, die instinktiv ausgeführt werden und damit unbewusst und folglich negativ sind. Mit diesem Geschwätz haben uns „Wissenschaftler“ lebenslang verarscht. Heute stellen auch die verschämt und irritiert fest, dass der Mensch ein Tier ist und dass Tiere nicht wie wir sind, sondern wir wie die Tiere. Sie fühlen, denken, empfinden und fürchten genau wie wir. Sie trauern und verzweifeln und planen ihr Leben. Wie sonst kämen sie über den Winter. Wie sonst gelingt es einigen, sich bei uns anzubiedern, das übliche Schicksal nicht, oder nicht sofort zu erleiden. Man betrachte die Augen der Mastschweine durch die Gitter ihrer Kästen. Man betrachte sie mal aufmerksam und neutral. Und vielleicht entschließt man sich eines Tages sogar, kindliche Vorleser (Reporter) mit Babygebrabbel von der begleitenden Kommentierung des Verhaltens von Tieren vor der Kamera fern zu halten.

2015 hat die Anlagen, zu einem Meilenstein zu werden. Fordern wir die Mehrwertsteueranpassung für Fleischwaren; eine Fettsteuer, die prägnanter Gesundheitssteuer heißen sollte; einen Krankenbeitragsrabbat für Vegetarier; die Reduzierung der ausufernden Subventionen für die Fleischmafia, Baukostenzuschüsse, Steuerermäßigungen, Exportsubventionen, Werbekostenübernahme durch staatliche Medien, etc. etc..

Unterstützen wir PEGIDA, einzige Aufwallung gegen die Willkür unserer demokratischen Diktatur. Eine „Schande für Deutschland“ sind einzig unsere Berufspolitiker und deren Medien.

Achten wir darauf, dass uns die Hohheit über Tierschutz nicht mittelfristig von engagierteren Akteuren mit den entsprechenden Mitteln streitig gemacht und damit der Selektion unterworfen wird. Tierschutz ist zum Selbstläufer geworden und im Begriff, von der Gemeinnützigkeit zu einer lukrativen Investition zu werden. Die Bedingung für nachhaltigen Tierschutz.

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Übersandt von:

Bernd Wolfgang Meyer (30.12.2014; 12:06 Uhr)
bernd-wolfgang.meyer@t-online….

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 30.12.2014
twitter.com/fellbeisser

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