Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“ – Pressemeldung vom 14.05.2017

Stuttgart, 11.05.2017 – Ohne eine Vorwarnung gegenüber der „Association Française des Parcs Zoologiques“ hat Umweltministerin Ségolène Royal am Samstag, den 06.05., einen Tag vor der Präsidentschaftswahl, eine Verordnung publiziert, in die ein Passus aufgenommen wurde, welcher die Nachzucht, den Transport und die Akquise von großen Tümmlern und Schwertwalen in Frankreich verbietet. Die Delphinarien in Port-Saint-Père (Planète Sauvage), Paris (Parc Astérix) und Antibes (Marineland Côte d’Azur) sollen innerhalb der folgenden sechs Monate gezwungen werden, den Beschluss umzusetzen. Dies bedeutet nichts anderes als das programmierte Ende der Delfinhaltung in Frankreich und trifft die entsprechenden Einrichtungen völlig unerwartet, nachdem man sich in dem vorausgegangenen Beratungsprozess ursprünglich u. a. auf eine Vergrößerung der Mindest-Bassin-Größen sowie eine chlorfreie Wasseraufbereitung verständigt hatte. Zurecht äußert sich Jon Kershaw, zoologischer Leiter von Marineland Antibes im Interview mit Nice Matin folgendermaßen: „On lance une bombe pareille, puis on ferme la porte et on part.“ („Man lässt eine Bombe ohnegleichen hochgehen, dann schließt man die Tür und geht.“) (Nice Matin, 06.05.2017.)

Da Delfine in Gruppen, die ihren biologischen Bedürfnissen entsprechen und möglichst ohne Wildentnahmen selbst stabil sein sollten, gehalten werden sollten, widerspricht das französische Nachzuchtverbot sowohl den Tier- und Artenschutzprinzipien des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms als auch der EU-Zoo-Richtlinie. Eine chirurgische Kastration von Delfinen kommt aufgrund der fehlenden Narkosemöglichkeit der nicht unwillkürlich atmenden Tiere aus Tierschutzgründen nicht in Betracht und chemische Methoden bringen schwer abzuschätzende veterinärmedizinische Risiken mit sich. Deshalb stellt die lebenslange Verhinderung von Paarungen durch Geschlechterseparierung die einzige Möglichkeit dar, den an Wahnwitz grenzenden Beschluss zur gewaltsamen Beendigung einer intakten, nachhaltigen sowie wissenschaftlich wertvollen Tierhaltung umzusetzen. Geradezu paradox erscheinen hierbei die kontradiktorischen Umstände, dass der Delfinhaltung vonseiten der Tierrechtsbewegung noch bis ins vorige Jahrzehnt vorgeworfen wurde, keine sich selbst erhaltenden Bestände aufbauen zu können, und diese Tierhaltung inzwischen ausgerechnet durch Nachzuchtverbote verunmöglicht werden soll, da dies die einzige Möglichkeit ist, aus der Zootierhaltung einer in fünfter Generation in menschlicher Obhut prosperierenden Tierart auszusteigen.

Eine absurde Logik gewinnen diese Maßnahmen lediglich aus der Perspektive des Tierrechtsextremismus: Stellt doch unter dessen Prämisse eine Gleichsetzung von Mensch und Tier jede Tierhaltung in sich selbst ein Unrecht dar und ist jede Maßnahme (Denunziation, Verleumdung, Rufmord) ethisch zu befürworten, diese zu verunmöglichen. Weltweit ist dies nicht das erste Nachzuchtverbot, von welcher die prinzipiell funktionierende Cetacea-Haltung betroffen ist. Wie lange sollen professionell Tätige, Zoobesucher, Zooförderer und Zooorganisationen noch zusehen, wie Menschen ihre politische Verantwortung dazu missbrauchen, um aus Populismus sowie persönlichem Geltungsdrang sachfremde sowie tier- und artenschutzwidrige Verfügungen zu erlassen, die direkt aus der Feder der postfaktischen Wirklichkeitsumdeutung des Tierrechtsextremismus zu stammen scheinen? Welche zoobiologisch gut handhabbaren, aber aufgrund ihrer Popularität ideologische Angriffsziele bietenden Tierarten sollen als nächstes für die Zootierhaltung verboten werden? (Eisbären, Elefanten, Großkatzen?)

Die Einrichtungen, welche in Frankreich marine Säugetiere halten, sowie deren nationalen und internationalen Verbände (AMMPA, EAAM, EAZA und AFDPZ) sollten durch die Entwicklung wachgerüttelt werden und müssten nun folgende Sofortmaßnahmen zur Erhaltung der Delfinarien in Frankreich ergreifen:
– Prüfung aller Möglichkeiten zur Aussetzung des arrêté interministériel auf dem Klageweg. (Kompetenzüberschreitung, fehlende Konformität mit übergeordnetem Recht oder internationalen Vereinbarungen?)
– Information der Öffentlichkeit sowie Initiierung einer Petition vor Ort nach Vorbild des Circus Krone in Deutschland, um den Stimmen der bis zu 150.000 Besucher im Monat Gehör zu verschaffen.
– Intensivierung der publizistischen Aktivitäten in den sozialen und konventionellen Medien sowie schnellstmögliche offene Verurteilung des Beschlusses in Presse Communiqués.

Vor allem ist es, noch viel weitgehender und tiefgreifender als bisher, notwendig, Differenzierungen der Tierhalter untereinander zu überwinden, Transparenz zu intensivieren und einzusehen, dass letztlich alle wissensbasierten Institutionen, ob Zirkus-, Zoo- oder Privattierhaltung, eine Front gegen die Tierrechtsideologie bilden müssen, welche mit empirisch-wissenschaftlichem Tierschutz, der das selbstverständliche Ziel jeden guten Tierhalters sein sollte, nicht das Geringste zu tun hat.

Geschrieben von: Bernhard Eisel

—–

Pressekontakt:

Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“
c/o Dirk Candidus
Kupferbergstraße 40 c
67292 Kirchheimbolanden

Homepage: www.tiere-gehoeren-zum-circus….
E-Mail: presse@tiere-gehoeren-zum-circ…
Facebook: www.facebook.com/Aktionsbuendn…

—–

Aktionsbündnis “Tiere gehören zum Circus”, Kupferbergstraße 40 c, 67292 Kirchheimbolanden, Rheinland-Pfalz, Deutschland

———-

Aktionsbündnis Tiere gehören zum Circus (14.05.2017; 20:18 Uhr)
presse@tiere-gehoeren-zum-circ…

———-

Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 15.05.2017
twitter.com/fellbeisser

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein