Stellungnahme zur geplanten Unterbringung von Zirkuselefanten im Karlsruher Zoo

Den von den Zoobetreibern und von der Tierschutzbeauftragten des Landes Baden-Württemberg vorgebrachten Vorschlag, Zirkuselefanten höheren Alters in den Zoo Karlsruhe zu überführen, beurteilt das Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Zirkus“ mit großer Skepsis.

Grundsätzlich ist festzustellen dass Elefanten nach heutigen Standards tiergerecht in Zirkusbetrieben gehalten werden können. Diese Standards sind in bundesweit gültigen Leitlinien festgehalten und werden von Amtsveterinären kontrolliert. Ein genereller Handlungsbedarf besteht insofern nicht. Eine Tatsache ist indes, dass Teile des Elefantenbestands in deutschen Zirkussen bereits ein sehr hohes Alter erreicht haben. Diesbezüglich gilt es zu differenzieren: Da afrikanische Elefanten erst später in die Zirkusse kamen, sind sie in der Regel heute im besten Alter. Betagter sind lediglich einige indische Elefanten. Das schränkt den Umfang eines angesichts der geringen Anzahl von Zirkuselefanten ohnehin sehr überschaubaren Themas weiter ein.

Zudem spricht das hohe Alter einiger im Zirkus lebenden Elefanten zunächst einmal für die Haltungsform. So ist die Lebenserwartung der Tiere im Zirkus signifikant höher als in freier Wildbahn. Das zeigt, dass der Zirkus gerade auch für ältere Elefanten eine geeignete Haltungsform bieten kann. Gemäß den Leitlinien zur Zirkustierhaltung haben die Tiere Innen- und Außengehege mit diversen Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Entscheidender als Alter oder Gehegegröße aber sind die sozialen Bindungen der Tiere untereinander. Einen Elefanten aus seiner gewohnten Umgebung zu entfernen, stellt eine Gefährdung des Tierwohls dar. Bei der Gruppenhaltung, die im Zirkus die Regel ist, bestehen gewachsene soziale Strukturen unter den Tieren. Eine anderweitige Unterbringung ist daher, wenn überhaupt, nur vernünftig, wenn Einzelhaltung vorliegt oder Gruppen befreundeter Elefanten zusammen bleiben. Gerade hierbei hat der Karlsruher Zoo in der Vergangenheit wenig Fingerspitzengefühl gezeigt. So wollte man Anfang 2015 die Elefantenkühe Astra und Louise aus dem Tierpark Berlin nach Karlsruhe holen. Die beiden Tiere waren dort in jeweils unterschiedlichen Familiengruppen integriert, von denen sie getrennt werden sollten. Der Transfer scheiterte nicht zuletzt an der Kritik von Verhaltensforschern.

Karlsruhe hat damals argumentiert, man sei durch die im Zoo praktizierte „hands-on“-Haltung, also den direkten Kontakt vom Pfleger zum Elefanten, besonders geeignet, ältere Tiere aufzunehmen. Genau diese Haltungsform wird aber auch im Zirkus praktiziert. Der Zirkus bietet dafür im Gegenteil bessere Voraussetzungen, da ein dem Tier vertrauter Tierlehrer rund um die Uhr in der Nähe ist, nicht wechselnde Tierpfleger wie im Zoo.

Auch bei der Gehegegröße bietet Karlsruhe kaum Vorteile. Auf 1700 m² werden dort bereits drei Elefanten gehalten. Neue Tiere ließen sich wohl kaum sofort integrieren, müssten also räumlich abgetrennt gehalten werden. Für solch eine abgetrennte Haltung von bis zu maximal drei Tieren bieten Zirkusse mindestens 500 m² Gehegefläche. Die Gesamtgehegegröße bei Zirkussen liegt unter Berücksichtigung der Sozialstrukturen, also Gemeinsam- und Getrennthaltung bestimmter Tiere, in der Größenordnung des Karlsruher Zoos. Ein Vorteil, der es rechtfertigen könnte die Tiere dem Risiko einer veränderten Sozialstruktur auszusetzen, ist nicht zu erkennen.

Ein weiter Punkt ist, dass Zirkusse ohnehin bereits für ggf. notwendige Umsiedlungen vorgesorgt haben. Großbetriebe wie der Circus Krone unterhalten stationäre Haltungseinrichtungen und Kontakte zu anderen Unterbringungen. Der Elefantenhof Platschow, gegründet von einem renommierten Tierlehrer mit Zirkuserfahrung, hat bereits zwei betagten Elefantenkühen aus dem früheren Circus Corty Althoff ein neues Zuhause gegeben. In Platschow existieren optimale Voraussetzungen für eine Haltung ehemaliger Zirkuselefanten, da die Tiere auf einem großen und ausbaufähigen Areal gehalten und fachkundig beschäftigt werden können.

Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte liegt die Vermutung nahe, dass nicht eine adäquate Unterbringung älterer Zirkuselefanten, sondern eine politische Agenda das Leitmotiv des Plans ist. So fordert die Tierschutzbeauftrage Cornelie Jäger bereits seit längerer Zeit Haltungsverbote für Wildtiere in Zirkusbetrieben. Die Etablierung einer stationären Unterbringung könnte so Vorbote erneuter genereller Verbotspläne sein. Nach dem gescheiterten Transfer aus dem Berliner Tierpark böte sich zudem eine Gelegenheit für den Karlsruher Zoo, seinen Elefantenbestand zu erweitern. Gewinner wären somit der Zoo und die Politik, nicht jedoch die Tiere.

Geschrieben von: Daniel Burow

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Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“ (08.02.2016; 23:40 Uhr)
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 09.02.2016
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