Eine Jahrtausende alte Geschichte, deren Echtheit durchaus bezweifelt werden kann, ist der Grund, warum das Fleisch der Lämmer an Ostern auf den Tellern sowohl gläubiger als auch ungläubiger Menschen landet.
Der „Brauch“, an Ostern Lämmer zu schlachten, geht auf das jüdische Pessachfest zurück. Der Überlieferung zufolge befahl Gott seinem Volk, das damals noch unter der Sklavenherrschaft der Ägypter lebte, pro Familie ein Lamm zu schlachten und mit dessen Blut die Pfosten ihrer Häuser zu bestreichen. Sein Zorn sollte in jener Nacht alle Erstgeborenen in Ägypten treffen und töten. Nur die Familien, deren Häuser mit dem Blut der Lämmer gekennzeichnet waren, würden verschont bleiben. Jesus wurde während des Pessachfestes gekreuzigt und so zum Agnus Dei, zum Lamm Gottes, das die Schuld der Welt auf sich nahm.

Für Jesus gab es der katholischen Kirche zufolge die Auferstehung. Für die Lämmer aber gibt es nur den Tod. Das ganze Jahr ist für die sogenannten Nutztiere ein einziger Karfreitag. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, schleppen sie das ihnen vom Menschen auferlegte Kreuz zum Schlachthaus und vergießen ihr Blut für ihn. Solange Menschen, Institutionen und bestimmte Religionen in einem anthropozentrischen Weltbild verhaftet bleiben und sich nicht einem holistischen zuwenden, wird der Leidensweg der Tiere andauern.

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(c) Foto: www.soylent-network.de

„Du sollst nicht morden.“ – den meisten Menschen besser bekannt als „Du sollst nicht töten.“ Aber eben – der Mord bezieht sich nur auf den Menschen und nur dieser hat laut katholischer Lehrmeinung eine unsterbliche Seele. Somit sind die Tiere vom fünften Gebot ausgeschlossen. Tiere haben für die Kirche eine sterbliche Seele, d.h. die Seele stirbt mit dem Tod ihres Körpers. Den Tieren ist der Eintritt ins Himmelreich verwehrt – er bleibt nur dem Menschen vorbehalten.

Am 13. März 2013 wurde Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst gewählt und beruft sich als Erster in der Kirchengeschichte auf den Namen des heiligen Franziskus von Assisi. War dies für die Tiere ein Hoffnungsschimmer am noch weit entfernten Horizont? Bei seinem offiziellen Amtsantritt am 19. März 2013 hatte Papst Franziskus zur Bewahrung der Schöpfung, zur Achtung vor jedem Geschöpf Gottes und der Umwelt aufgerufen und räumt den Tieren in seiner außergewöhnlichen Laudatio Si von 2015 einen notwendigen Platz ein. Doch die Hoffnung, dass diesen Worten auch Taten folgen und Papst Franziskus ein echter Reformer für die Tiere sein wird, indem er sich explizit gegen Fleischkonsum und anderes Tierleid ausspricht, hat sich noch nicht erfüllt. Sein Einfluss auf über eine Milliarde Menschen ist ungebrochen und wenn er seine Stimme für die Tiere wirklich erheben würde, könnte dies einen wahren Erdrutsch für unsere Brüder und Schwestern auslösen.
Im positiven Sinne.

Die Aktion ‚DIE KIRCHE HAT DIE TIERE VERGESSEN‘, die seit 2014 jedes Jahr am Karsamstag in München stattfindet, musste in diesem Jahr wegen der Corona Krise aufgrund der geltenden Bestimmungen leider abgesagt werden.

aktualisiert am 10.4.2020

Copyright © Daniela Böhm
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