Helmut F. Kaplan
In der ZEIT (17, 2007) las ich einen Bericht über den Tierschinder Andreas Kreiter. Beschrieben wurde ein Versuch, den Kreiter mit Affen durchführt.
Ich habe das Experiment so in Erinnerung: Zuerst wird der Kopf des Opfers fixiert, dann die Schädeldecke aufgeschnitten, um danach irgendwelche Experimente durchzuführen. Vermutlich bei vollem Bewusstsein, da von der notwendigen Kooperation der Tiere die Rede ist. Außerdem bekommen die Versuchstiere meist nichts zu trinken – was laut Kreiter aber überhaupt nicht schlimm ist, weil sie sich durch kooperatives Verhalten Flüssigkeit “verdienen“ können. Danach werden die Tiere umgebracht.
Egal wie der Versuchsverlauf nun konkret aussehen mag – er ist garantiert grässlich und viel schlimmer, als man es sich vorstellen mag! Schwer verdaulich ist auch der haarsträubende Unsinn, den Kreiter von sich gibt. Etwa, dass es den Tieren total gut gehe und die Lebensbedingungen in der Natur viel härter seien.
Am Abend sah ich dann das TV-Gespräch zwischen dem RAF-Täter Peter-Jürgen Boock und dem Sohn des RAF-Opfers Siegfried Buback. Dabei kam mir die Idee, dass auch andere Täter-Opfer-Begegnungen interessant wären: zum Beispiel Tierversuchs-Täter Kreiter mit einem seiner künftigen Opfer. Am Beginn könnte das Experiment, das dem Opfer bevorsteht, eingespielt werden.
Das wäre auch eine gute Gelegenheit für Kreiter, die absolute Harmlosigkeit seines Handelns zu erläutern! Als dritten Studiogast könnte man noch einen dementen oder geistig behinderten Menschen einladen, der sich auf dem gleichen Niveau wie das künftige tierliche Opfer befindet. Oder, noch besser: ein kleines Kind! Kreiter könnte bestimmt überzeugend erklären, warum es völlig problemlos sei, den Versuch mit diesem Tier zu machen, aber völlig undenkbar, das Experiment an diesem Menschen durchzuführen, der sich auf gleichem Niveau wie das Tier befindet.
Inwiefern solche und ähnliche Begegnungen bei den Tätern zu neuen Einsichten führen könnten, sei dahingestellt. Um in der Lage zu sein, berufsmäßig derartige Verbrechen zu begehen, bedarf es vermutlich so vielseitiger Verdrängungen und Verleugnungen, dass diese Menschen zu keinem klaren Denken und normalen Fühlen mehr fähig sind.
Aber bei den Zusehern würden solche Begegnungen sicher erheblich zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung beitragen. Und genau darum sollte es in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft doch gehen! Oder sollen hinter verschlossenen Türen weiterhin Dinge geschehen, die nur geschehen, WEIL sie hinter verschlossenen Türen geschehen?
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Dr. Helmut F. Kaplan (10.06.2007; 13:53 Uhr)