Hans Wollschläger zum “Potential Mengele“

Helmut F. Kaplan

Am 19. Mai 2007 ist der Autor und Übersetzer (“Ulysses“) Hans Wollschläger gestorben. Ich habe es aus der ZEIT(ung) erfahren und war ziemlich erschüttert, da wir uns ein paar Mal persönlich begegnet sind, zuletzt vor einigen Jahren auf einer Veranstaltung zu irgendeinem Tierthema. Schon damals hatte er gesundheitliche Probleme – wohl zumindest teilweise eine Folge des in mehrfacher Hinsicht existenzbedrohenden Schriftstellerberufes.

Hans Wollschläger war einer der ersten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum, die die Tierrechtsidee begriffen und propagierten. Und er war ein überzeugter und überzeugender Befürworter, nein: Verfechter des Holocaust-Vergleichs. Hierzu ein wörtliches Zitat aus seinem Buch “Tiere sehen dich an – oder Das Potential Mengele“:

Das Phänomen, das größere: es umgreift auch die Taten, die das Thema dieser Schrift sind, und der Vergleich – KZ und Labor, der gequälte Mensch und das gequälte Tier, der Quäler einst und jetzt – sollte selbsterläuternd genug sein, um nicht ausformuliert werden zu müssen. Er wird von ungezählten psychisch intakten Betrachtern spontan gezogen, und wer den Gang der Welt- und Gewaltgeschichte mit auch nur leidlich nüchternen Sinnen überblickt, ist von keinem VERNÜNFTIGEN GRUND aus dem Konstruktionsbüro des Gesetzgebers geistig darin behindert, von den ZENTRALEN VERSUCHSTIERANSTALTEN, in denen die Insassen ihrem GESUNDHEITSZUSTAND ENTSPRECHEND GEPFLEGT werden, die Verbindungslinie hinüber oszillieren zu sehen zu jenen anderen Anstalten, in denen Arbeit frei machte … ( … )

Nie freilich erhebt sich größeres Geschrei, als wenn dies öffentlich geschieht, und es melden sich, den Unterschied aufzuzeigen, mit Vorliebe jene Leute zu Wort, die damals genau auch den Unterschied zwischen Menschen und Untermenschen wussten. Es entsteht eine Aufregung, die alle Symptome einer psychotischen Konfliktreaktion aufweist … … die ganze Nation spreizt die Finger, um den Vergleich abzuwehren, und es klingt einmal mehr wie ein in gigantische Banalität vergrößertes KOLLEGE-KOMMT-GLEICH -: ja, sie war nie zuständig für ihre Greuel, diese Nation, und ist’s auch für diese neuerlichen nicht -: wie soll man’s ihr klarmachen? Wie soll man einem glücklich entkommenen Staatswesen, das Jahrzehnte gebraucht hat, um auch nur die einfachsten Gerechtigkeitsprozeduren gegen seine sadistische Geschichte in Gang zu bringen, noch klarmachen, dass es seiner Geschichte nicht entkommen ist …?

Die Übereinstimmungen sind erdrückend zahlreich; fast alle charakteristischen Züge lassen sich parallelisieren. Nun hat der Tierversuch seine eigene Tradition, und der Zusammenhang besteht nicht nur darin, dass die Mengele-Konsorten einfach anwandten, was sie rein berufskonform gelernt hatten, und lediglich das VERSUCHSMATERIAL zu wechseln brauchten, nicht aber Technik und Motivation … ( … )

Unterscheiden darf man allenfalls bei den Opfern, zwischen geschundenen Mit-Menschen und geschundenen Mit-Tieren, bei den Tätern aber nicht … Denn die Täter sind dasselbe und dieselben nach Struktur und Potential …

Copyright: Helmut F. Kaplan

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Quelle: www.tierversuchsgegner.org/tex…

(Kapitel IV; Absätze eingefügt von H. F. K.)

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Dr. Helmut F. Kaplan (02.06.2007; 06:52 Uhr)

kaplan@vegetarismus.org

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