Empört euch! Diese zwei kleinen Wörter haben in den vergangenen Jahren weltweit sozialkritische und bedeutende Bewegungen ausgelöst. Stéphane Hessel, der Verfasser des gleichnamigen Pamphlets, ruft u. a. zum zivilen Ungehorsam und Widerstand gegen Systeme auf, die Menschen nicht wertschätzen, sie ausbeuten und einschränken. Hessel vertritt in seiner Schrift die Auffassung, dass jeder Mensch einen Grund zum Widerstand hat.

Ausreichend Gründe für den Widerstand hätten auch die Tiere, die unter einem System leiden, welches ihre Rechte und Würde nicht respektiert.
Der Mensch nimmt sich das Recht, die Tiere auszubeuten und sie zu töten. Er macht Gesetze, um sein Recht zu untermauern, er denkt sich den „vernünftigen Grund“ aus, der im deutschen Tierschutzgesetz verankert ist und Fleischkonsum und qualvollen Tod rechtfertigt. Aber dieser „vernünftige Grund“ ist in der heutigen Zeit restlos unvernünftig. Oder sind Massentierhaltung und die damit verbundene Klimaerwärmung vernünftig? Sind es überdüngte Felder, Antibiotika, die ins Grundwasser gelangen und die Überfischung der Meere? Ist der Hunger in den Entwicklungsländern vernünftig, bedingt durch den unglaublichen Verbrauch von natürlichen Ressourcen für die Erzeugung von Fleisch? Ist es vernünftig, Menschen unter unwürdigen Bedingungen in Schlachthöfen arbeiten zu lassen? Sind die Qualen und der gewaltsame, menschgemachte Tod von Abermilliarden schwächeren Mitlebewesen vernünftig?
Ist Krieg jemals vernünftig? Der Mensch aber führt Krieg gegen die Tiere und dieser Krieg kostet viel: Er zerstört nicht nur das Leben der Tiere, sondern auch unseren Planeten. Es ist ein ungleicher Krieg, denn jene, die ihn erdulden müssen, haben keine Waffen, um sich zu wehren. Der Mensch ist zu ihrem größten Feind geworden und fordert mit seinem Speziesismus das Recht des Stärkeren ein. Und dieses selbstgemachte Recht Tiere zu essen, welches nicht infrage gestellt wird, weil es angeblich schon immer so war, tötet heute milliardenfach. Jene Mitbewohner dieses Planeten, die schon lange vor uns da waren und ihren Teil zum Gleichgewicht in der Natur beitragen, gegen das sich der Mensch immer mehr stellt. Wie können wir Menschen in Frieden miteinander leben, wenn wir bereits tagtäglich Krieg gegen die Schwächsten der Schwächsten führen, gegen jene, welche sich nicht wehren können, jene, welche nicht imstande sind, ihre Stimme zu erheben und die keine Revolution entfachen können?
Von dem indianischen Häuptling Seattle stammen folgende Zeilen:
Was wäre der Mensch ohne die Tiere?
Wenn alle Tiere gegangen wären, würde der Mensch an großer Einsamkeit des Geistes sterben.
Denn, was auch immer mit dem Tier geschieht, passiert auch bald dem Menschen.
Alle Dinge sind miteinander verbunden.

Wir Menschen sind auf diese Erde, ihr Gleichgewicht und ihre Bewohner angewiesen. Umgekehrt verhält es sich nicht so.
Morgens...
(C) Foto: Karl Dichtler piqs.de

Tiere können sich nicht empören und ihre Rechte einklagen. Es sind die Menschen einer immer stärker werdenden Bewegung, die genau diese zwei Wörter für die Schwächsten der Schwächsten ausrufen: Empört euch! Über das immense Leid der Tiere, das in jeder Sekunde auf unserem Planeten in den Schlachthäusern, Massenbetrieben, Versuchslaboren, Pelzfarmen, aber auch bei dem kleinen Bauern nebenan stattfindet.
Die Ignoranz gegenüber dem Leid der Tiere hat apokalyptische Ausmaße erreicht und ist – empörend! Abermilliarden getöteter Tiere jährlich, weltweit, sind ein zwingender Grund sich zu empören.

Es liegt an uns, an jedem Einzelnen, diesem tierverachtenden System durch pazifistischen Widerstand, wie ihn Hessel fordert, die Stirn zu bieten. Es ist eine ethische Verpflichtung, aus diesem System auszusteigen, indem wir keine Tiere mehr essen und sie als Mitbewohner dieses Planeten achten und respektieren.

Bald ist wieder Ostern – ein Fest, für das unzählige Tiere, vor allem Lämmer ihr Leben lassen müssen. Und warum? Aufgrund einer alten überlieferten Tradition, die viele Menschen nicht infrage stellen. Zeigen Sie einem kleinen Kind ein Lämmchen auf der Weide und fragen Sie, ob es möchte, dass dieses unschuldige Wesen getötet wird, damit es sein Fleisch essen kann. Jedes Kind beantwortet diese Frage mit einem entsetzten Nein! Kinder sehen und fühlen mit dem Herzen, viele Erwachsene haben es leider im Laufe ihres Lebens verlernt.
Die Kirche hat sich vor allem die Barmherzigkeit und das „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ auf ihre Fahnen geschrieben – doch es gilt nur den Menschen. Warum? Gibt es dafür einen vernünftigen Grund außer einem speziesistischen Grundgedanken? Echte Nächstenliebe, die nicht nur ein kirchlicher, sondern ein allgemeiner ethischer Anspruch ist, nuss auch unseren kleinen Brüdern und Schwestern gelten, für die wir Sorge tragen sollten, anstatt sie zu unterwerfen, auszubeuten und zu töten.

(c) Daniela Böhm
www.danielaböhm.com

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