Ursachen und tierärztliche Maßnahmen

Von Dirk Schrader

Die Nachfrage tierärztlicher Hilfe bei Bewegungsstörungen der Hunde zeigt eine steile Kurve nach oben: sichtbar wurde dies schon vor 25 Jahren und fand ihren Ausdruck in neuen Kürzeln: z.B. HD, OCD, FPC, IPA. Die Veterinärmedizin hat sich darauf eingestellt. Es entstand die äußerst lukrative orthopädische Chirurgie, die allerdings die meisten Tierärztinnen und Tierärzte in ihrer Praxis überfordern musste. Man sah zwar eine Chance, viel viel Geld zu verdienen, jedoch mit der Routine musste es hapern: Operationen wurden massenhaft durchführt – mit schrecklichen Ergebnissen. So war die erfolgreiche orthopädische Chirurgie jahrzehntelang eine Domäne der tierärztlichen Bildungsstätten, allen voran die Tierärztliche Hochschule in Hannover.

(HD – Hüftgelenkdysplaie, OCD – Ostteochondrosis dissecans, FPC – Frakturierter Processus coronoideus, IPA – Isolierter Processus anconaeus)

Wie konnten deutsche Tierärzte, die keine Oberassistentenstelle an den Unis ergattert hatten – und das waren immerhin weit über 99 Prozent – orthopädische Chirurgie erlernen und Kompetenz erarbeiten? In der Humanmedizin müssen Möchtegern-Chirurgen jahrelang einem Erfahrenen über die Schulter schauen bevor sie das Skalpell in die Hand nehmen dürfen. Die Antwort lautet schlicht: „learning by doing“ – in einer Einzelpraxis aber so gut wie ausgeschlossen.

Heute gibt es viele Tierärzte in Deutschland, die verantwortungsvoll und gut operieren. Sie haben sich einem permanenten Intensivtraining unterzogen und verstehen ihr Handwerk. Dieses Intensivtraining bedeutet: häufige Teilnahme an Operationen in kollegial geführten Praxen, Auslandsaufenthalte meist in den USA und Großbritannien verbunden mit der Teilnahme an chirurgischen Kursen. Es gibt aber auch die „akademische Schiene“, die Erlangung des „Fachtierarztes für Kleintiere oder Chirurgie“. Diese Leute haben einen Brief in der Tasche, der ihnen bescheinigt, fünf Jahre lang Assistent in einer als Weiterbildungseinrichtung geführten Praxis gewesen zu sein. Tjö, ich habe Fachtierärzte kennengelernt, die einen Kniebänderriß nicht operieren konnten, geschweige denn eine OCD oder einen FPC. Ich habe auch „Spezialisten“ im Ausland kennengelernt, Spezialisten für die orthopädsche Chirurgie, die Bandscheibenvorfälle nicht operieren konnten. Auwaia.

Dies weist auf ein Dilemma in unserer Gesellschaft. Fakt ist, dass unsere Haustiere (als Tierarzt für kleine Haustiere meine ich: Hunde und Katzen), nicht gesünder und länger leben, sondern das Gegenteil ist der Fall. Und – besonders die orthopädischen Erkrankungen – Bewegungsstörungen und Lahmheiten nehmen gewaltig zu.

Wieso das denn?

Alle Welt spricht von „allerbester Ernährung“ für Hunde und Katzen. Die Medien sind voll davon. Ratgeber in den Futterläden lassen Kompetenz „heraushängen“ und die „Züchter“ raten auch mal was – das was sie ihren Hunden immer geben, weil es billig ist.

Unser lieber verstorbener Hamburger Altkollege Dr. Rainer Fietzek sagte mal über Züchter: „Die gehören doch alle ins Gefängnis.“ Aber mit der Futtermittelindustrie hatte er offenbar keine Probleme. Denn – als ich mal in einer Hamburger Radiosendung (1999) etwas gegen das Industriefutter sagte (sicherlich nichts Schmeichelhaftes), rief er mich wütend an und fauchte: „Wie kannst Du so etwas sagen – ich verkaufe das doch…“

So war das. Und es ist ein Kernproblem unserer Zeit geblieben. Alles ist steigerungsfähig. Bis heute innerhalb von 10 Jahren ist die Kurve noch steiler geworden. Haben Sie mal etwas vom Pentagon-System gehört? Nein? Wir haben in Deutschland viele „Pentagon-Systeme“ zum Beispiel den militärisch-industriellen Komplex aber auch den medizinisch-industriellen Komplex. Diese Machtstrukturen schaffen den so genannten Mainstream zum Wohle des Umsatzes also des Gewinns. Dabei spielen Erkenntnisse der Wissenschaft allerhöchstens dann eine Rolle, wenn sie dem Gewinn der Industrie nützlich sind. Sind sie es nicht – tjö.

Die tierärztlichen Bildungsstätten sind Teil des veterinärmedizinisch-industriellen Komplexes. Kein Institut, das nicht auf irgendeine Weise von umsatzinteressierten Industrien gesponsert wird. Nirgendwo. Man freut sich doch überall über die Kohle für Forschungsprojekte, nette Reisen mit Damen und alle möglichen Festivitäten, bei denen sich immer wieder gewisse Firmen die Ehre geben, die Tickets, das Hotel und das Essen zu spendieren. Es sind nicht viele Namen, aber immer dieselben. Alle haben bei uns Hausverbot.

Hausverbot? Wirklich?

Vornehmlich sind es die Vertreter der Futtermittelindustrie. Was – bitteschön – soll man von Firmen halten, die ihre Außendienstmitarbeiter veranlassen, an die Tierarzthelferinnen Benzingutscheine der Marke Shell zu verschenken, wenn diese dafür sorgen, dass der Verkauf gewisser Futtermittel in ihrer Tierärztlichen Praxis zunimmt? Was soll man von Firmen halten, die den Praxisinhabern Rückvergütungen für den vermehrten Absatz ihrer Produkte anbieten? Hierbei handelt es sich nicht etwa um Korruption im strafrechtlichen Sinne, sondern um den Zeitgeist, der – allgemein toleriert – umsatzfördernd – Furchtbares anrichtet: verkürztes und leidvolles Leben. Von den Kosten, die der Tierhalter zu tragen hat, möchte ich gar nicht erst sprechen.

Nahezu 85 Prozent aller Hunde- und Katzenhalter kaufen für ihre Schutzbefohlenen „das Beste“ – nämlich Fertignahrung in Tüte oder Dose, beladen mit einer hochkomplexen Chemie für das Aussehen, den Geruch, den Geschmack die Akzeptanz und die Haltbarkeit. Dabei ist immer wieder die Frage aktuell: „Würden Sie so etwas Ihren Kindern geben?“ Wirklich?

„Ueps!“ – ist meist die Antwort. Oder das berühmte: „Öh-ja-nee-wieso?“

Wir konnten erfahren, dass der „Erkrankungspegel“ unserer Hunde und Katzen seit Jahrzehnten immer weiter ausgeschlagen ist. Bleiben wir aber bei den – wie angekündigt – orthopädischen Erkrankungen. Sie resultieren alle aus einem einzigen Vorgang: die Gelenke und das Skelett wachsen bis zum Ende der Pubertät. Findet diese ihr Ende, ist auch meist das Skelett ausgewachsen. Wird die Zeit der Pubertät verkürzt, sind es meist die Gelenke, die nicht richtig „auswachsen“. Ihre genetisch vorgegebenen Oberflächen passen nicht richtig zueinander. Die Folgen sind Knorpelschäden, Knochenentzündungen und Abrisse von Knochensegmenten in Wachstumsfugen. Diese Vorgänge finden sich auch in der Wirbelsäule. Die Wirbel sind miteinander durch die Facetten verbunden. Das sind Gelenke, ähnlich wie Knie- oder Hüftgelenk. Man spricht von „Schiebegelenken“. Auch sie haben Kopf und Pfanne. Bei einem gestörten Wachstum sieht man deutlich offene Facetten. Dies bedeutet, dass Kopf und Pfanne auch hier nicht richtig zueinander passen. Sie ermöglichen eine transversale unnatürliche Wackelbewegung der Wirbelsäule mit dem Erfolg, dass die Bandscheiben belastet werden und entzündlich aufquellen. Die Folgen: Schmerzhafte Rückenprobleme, Lähmungen aller Kategorien.

Wie kommt es nun zu dieser oben beschriebenen Fehlentwicklung? In Anlehnung an Erkenntnisse der Humanmedizin gibt es seit langem eine klare Antwort: Die Ernährung spielt die entscheidende Rolle. Ich will aber nicht verschweigen, dass bei Hunden gewisse orthopädische Störungen auch von einer ausserordentlich dummerhaftigen Haltung herrühren, die die wachsenden Organismen (aus welchem Grund auch immer) einem Hochleistungssport aussetzt: Die „Hundewiesen“ haben sich zu „Hunde-Tobe-Arenen“ entwickelt und man muss sich nicht wundern, wenn die Kräfte, die da aufeinanderkrachen, Störungen in gewissen Wachstumszonen hervorrufen und diese zu „Sollbruchstellen“ umprogrammieren. Ich komme später darauf zurück.

Also – die Ernährung ist schuld?

Wie viel ist Zwei mal Zwei? Wenn heute noch Vier dabei herauskommt, so gilt als gesichert, dass die unendlich vielen Zusatzstoffe, von denen ich eingangs sprach, die Ursache darstellen. Nicht etwa jeder einzelne Zusatzstoff für sich, sondern viel mehr die komplexe Wechselwirkung vieler Zusatzstoffe, die niemals zum seriösen Forschungsprojekt geworden ist. Die molekulare Wechselwirkung führt in die Richtung der Phtalat-Wirkung, einer Stoffgruppe, der hormonelle, östrogenähnliche Eigenschaften zugesprochen werden und sich seit langem im Visier der kritischen Ökologie befinden: In bestimmten Gegenden, wo industrielle Abwässer in Öko-Systeme gelangen, verursachen Sie eine Störung der Spermiogenese beim männlichen Tier bis hin zu zwitterähnlichen Mißbildungen mit dem Ergebnis: Vermehrung ausgeschlossen …

Beim Mann verursachen die Phtalate Fruchtbarkeitsstörungen in der Dimension, dass im Jahre 2010 mehr als 30 Prozent aller Männer in Mitteleuropa als unfruchtbar einzustufen sind.

Aber beschränken wir uns doch auf den Hund als langlebigen Begleiter des Menschen. Vierzehn Jahre und mehr kann ein Hund alt werden. Aber heute ist das Altwerden eines Hundes in der Regel mit schmerzhaften Veränderungen der Gelenke und der Wirbelsäule verbunden. „Ein Neufundländer und eine Deutsche Dogge sind mit 10 Jahren schon „alt“.“

Alter ist jedoch keine Krankheit. Aber gerade die großen und schweren Hunderassen sind es, die auf Grund des „Belastungskoeffizienten“ der Gelenke schneller Verschleißerscheinungen zeigen als leichte und kleine Rassen.

Das Unglück hat irgendwann seinen Anfang: Knorpelschäden können schon in frühen Jahren entstehen. Da der Hund aber über ein völlig anderes „Schmerzkostüm“ als der Mensch verfügt (die Anzahl der Schmerzrezeptoren im Gehirn ist deutlich geringer), zeigt er eine zeitlich enorm verzögert Schmerzreaktion und Lahmheit.

Das gilt jedoch nicht für die Bandscheibenentzündungen mit Rückenschmerzen und Lähmungen. Dass heute bereits Hunde im Alter von wenigen Monaten Bandscheibenpatienten sein können ist nichts Ungewöhnliches. Und der Pharmamarkt der Entzündungshemmer bei Skeletterkrankungen boomt. Alle paar Monate werden Pharmavertreter mit „noch wirksameren“ Mitteln gegen Schmerzen der Gelenke vorstellig – wohl wissend, dass sie damit auf längere Sicht Unheil anrichten: Leber und Nierenschäden als Folge Nicht-Steroidaler Antiphlogistika. Na toll.

Aus tierärztlicher Sichtweise kann nur dazu geraten werden, Industrieprodukten für die Ernährung grundsätzlich aus dem Wege zu gehen. Das „Selbermachen„ der Nahrung ist so kompliziert wie das Wasserkochen. Im Grunde braucht man nur einen Topf, einen Herd und den Willen, das anvertraute Lebewesen gesund durchs Leben zu bringen. Auf der Webseite www.kritische-tiermedizin.de gibt es eine Anleitung, also eine Rezeptur, die man nach Lust und Laune verändern kann: „Ja wie denn nun? Wie ernähre ich meinen Hund und meine Katze“. Jeder kann es lesen und mit Fisch und Huhn und anderen Eiweißquellen variieren.

Und: Nach der Lektüre von „Katzen würden Mäuse kaufen“ dürfte auch dem oder der Dümmsten klar sein, dass in der üblichen Industrienahrung ungeheure Gefahren lauern.

Na gut – ich gebe es zu: Ich kann auch nicht für unsere Hunde immer kochen und deshalb – es ist keine Schleichwerbung – haben zwei Nahrungsmittelfirmen für Hunde (und Katzen) bei uns kein Hausverbot: Aras und Marengo. Die Verantwortung, die auf diesen Firmen liegt, ist groß. Mögen Sie weiterhin halten, was Sie versprechen – nämlich saubere Nahrung.

Nach dem Schlachtfeld „Wie bringe ich meinen Hund (und meine Katze) mit dem Futter nicht um“ – auch zu lesen in www.kritische-tiermedizin.de komme ich auf die tierärztlichen Maßnahmen zu sprechen, die unser Berufsstand dem entgegenhält, was ich als „Selbst schuld“ bezeichne.

Das Kernproblem bei Lahmheiten des Hundes ist die tatsächliche Früherkennung der Osteochondrosis dissecans (OCD), der Knorpelerkrankungen auf den Gelenkflächen, die teilweise mit schuppiger Ablösung von Knorpel auf dem Knochen einhergehen. Röntgenbilder in Deutschland sind trotz des Vormarsches digitaler Röntgensystem sehr sehr häufig „eine Katastrophe“ – der Qualität. Da wird ein Bild mit 40 bis 80 Euro berechnet, und die technische Qualität ist weniger als Müll. Leider allzu oft weiß der Tierhalter nicht, dass er für Müll sehr sehr viel Geld bezahlt. Er kann die Qualität von Röntgenbildern ja nicht beurteilen… Selbst digitale Röntgenbilder sind teilweise dermaßen miserabel, dass man sich fragen muss: Wieso gibt es in der Tiermedizin keine Qualitätskontrolle? Das gilt auch für Untersuchungen mit dem CT. In der Humanmedizin ist eine Ausbildung von 5 Jahren mit einer Qualitätskontrolle notwendig, um diese Geräte in den Einsatz bringen zu dürfen. In der Tiermedizin kaufen sich manche ein Gerät, welches aus einer humanmedizinischen Praxis „herausgeflogen“ ist, lassen sich mal kurz einweisen – und dann können sie Diagnosen stellen. Das ist nicht nur zum Lachen, sondern auch kriminell. Ich kenne tierärztliche Einrichtungen, in den jeder Pimpelkram in den Computertomographen muss – na klar, bringt ja Kohle und zwar richtig, und der Tierhalter weiss ja auch nicht, dass er neben einer oft zweifelhaften Diagnose auch noch einen völlig vertrahlten Hund mit nach Hause nimmt – aber durchaus positiv gestimmt, „denn sein Fifi war ja in der Röhre…“, und das kann er denn ja auch im Tennisklub erzählen.

Kommen wir auf die häufigsten Folgen einer OCD zu sprechen. Meist handelt es sich um arthrotische Veränderungen im Schultergelenk (durchaus leicht und sehr erfolgreich zu operieren) und im Ellenbogengelenk und im Hüftgelenk – hier wird es komplizierter.

Eine schmerzhafte Ellenbogengelenksarthrose entsteht oft deshalb, weil gewisse Zonen der Knochen (Processus anconaeus und Processus coronoideus) einfach weggebrochen sind. Sie stellen einen Fremdkörper im Gelenk dar und die Trümmer zermahlen zusätzlich den Gelenkknorpel. Auch diese Konflikte sind chirurgisch meist gut zu beseitigen. Man muss nur wissen, dass abgebrochene Gelenkteile oft all zu lange im Gelenk herumschwirren und mechanisch den Gelenkknorpel dermaßen belasten, dass sich eine Arthrose verselbständigt… Das oberste Gebot ist deshalb: Trümmer müssen sorgfältrig und vollständig aus dem Gelenk entfernt werden. Und es gehört sich einfach, dass dem Patienten ein Medikament mitgegeben wird, welches dem Organismus eine Selbstheilung ermöglicht. Hier sind die Substanzen Chondroitinsulfat, Glucosamin und MSM unverzichtbar.

Leider haben wir die Erfahrung gemacht, dass nahezu alle auf dem Markt befindlichen Produkte dieses Genres sich als höchst mittelmäßig und völlig überteuert darstellen. Fast zehn Jahre lang haben wir deshalb aus Israel ein Produkt importiert, welches unseren Vorstellungen durchaus entsprach – jedoch wurde die Einfuhr von der Gesundheitsbehörde verboten, weil es als Medikament nicht zugelassen war. Die Konsequenz: Wir haben die Rezeptur in Israel geklaut und stellen es notgedrungen selbst her.

In der Chirurgie der arthrotischen Gelenke mit konsequenter Entfernung von allen Gewebetrümmern und nachfolgender Zufuhr oben genannter Suibstanzen sehen wir die Kausaltherapie – wobei gelegentlich auf steroidale und nicht steroidale Antiphlogistika nicht verzichtet werden kann.

Bleibt ein Schmerzbild übrig, kann man durchaus die Goldimplantation in Erwägung ziehen. Dabei handelt es sich keineswegs um Humbug, allerdings immer dann nicht, wen die kleinen Goldstückchen an die Gelenkkapsel angelegt werden, was leider und tatsächlich wohl in der Mehrzahl aller Fälle nicht so ist – und deshalb auch keine Schmerzlinderung bringen kann. Es gibt sicherlich etliche Tierärzte, die Goldimplantation „können“. Wir machen das gelegentlich auch und ich frage mich dabei oft, wie die es schaffen, ohne Röntgenscanner und – so aus dem Gefühl heraus – die Goldteile richtig zu plazieren. Das Problem kann man auch in www.kritische-tiermedizin.de nachlesen: „Die Sache mit der Goldimplantation“.

Dazu sei Folgendes ergänzt: Die Dysplasie des Ellenbogengelenks (auch ED genannt) stellt die Veterinärchirurgen vor eine enorme Herausforderung. Wenn sie erkannt ist, wäre die einzig logische Konsequenz ein Schnitt durch die die Ulna – die Elle. Dieser „Ulna–Cut“ weckt bei den Tierhaltern meist Zweifel und Ablehnung – ist aber der einzige Weg, dem betroffenen Hund die Möglichkeit des nachträglichen „Zurechtwachsens“ zu geben.

Kommen wir zu den häufigsten orthopädischen Problemen der Hinterläufe. Zunächst das Knie: Wer hat noch nicht von einem Kreuzbandriß gehört? Es handelt sich meist um einen Riß des vorderen Kreuzbandes. Und dummerweise passiert in kurzem Abstand meist das, was in dem anderen Knie schon passiert ist. Auch hier ist zu sagen, dass die „Neigung“ zum Kreuzbandriß nicht „gottgewollt“ ist. Wenn so ein verletztes Knie geöffnet wird, sieht man häufig Veränderungen der Knorpelpberflächen: kleine Risse und Areale, die stumpf aussehen statt glatt und glänzend: die klassischen Symptome einer Arthrose. Und woher bitteschön kommt die? Auch im Kniegelenk sind die zueinander passenden Oberflächen verändert. Die darauf zurückzuführende Fehlbelastung des Knorpelgerwebes mündet in entzündlichen Veränderungen, die irgendwann auf die Menisken und das vordere Kreuzband übergreifen. Und dann „knallt“ es.

In Deutschland sind etwa 40 verschiedene chirurgische Techniken bekannt. Fast jeder Tierarzt hat zum Kreuzbandriß „seine eigene Meinung“. In diesem Wirrwarr muss man sich natürlich fragen, welche Eingriffe sind die erfolgreichsten. Zu ihnen gehören die „Over the top-Methode (OTT)“ gern und häufig an der tierärztlichen Hochschule in Hannover durchgeführt. Hier ist man der Auffassung, dass die Verwendung von körpereigenem Gewebe als Kreuzbandersatz vernünftig ist.

Daneben ist sehr erfolgreich die Methode TPLO, eine knochenchirurgische Maßnahme, gern und laut propagiert an der Uni in München. Wir halten uns an die englische Tiermedizin und setzen vornehmlich die Laterale Fixation ein. Der Grund hierfür liegt in der Schlichtheit des Verfahrens, was sich auch in den Kosten ausdrückt. Die Erfolge liegen bei 95%. Wobei diese nur von der TPLO übertroffen werden: 96% lt. Statistik. Auch hier ist das Problem „OCD“ und Arthrose nicht unbedingt automatisch gelöst: Jeder Organismus hat in seiner Wachstumsphase Potenzen, die einen ausreichende Knorpelentwicklung ermöglichen. Ist das Wachstum vorbei, sind die „Speicher“ für die Knorpelbausteine leer und sie können auch nicht mit der Nahrung wieder aufgefüllt werden. Im Umkehrschluss heißt das: Wer eine Arthrose hat, wird sie behalten und sie wird schlimmer – es sei denn, man verwendet die Bausteine, wie schon genannt (Glucosamin, Chondtroitin möglichst in Verbindung mit MSM) und gibt dem Organismus die Chance zur Selbstreparatur. Auf diese Weise können die Ergebnisse chirurgischer Arbeit erheblich verbessert werden.

Zweiter Teil:

Die Dysplasie der Hüftegelenke ist in der tierärztlichen Praxis ein „Dauerbrenner“ geworden. Und sie wird es auch trotz aller Anstrengungen in der „Zuchtwahl“ bleiben.

Wir sind der Auffassung, dass ein Beschwerdebild mit Lahmheit grundsätzlich mit der Denervation nach Küpper, in seltenen Fällen in Ergänzung mit der PIN-Operation vollständig beseitigt werden kann. Hierbei ist zu beachten, dass in sehr vielen Fällen ein Erfolg nicht gesichert ist, weil das Abschaben der Corticalis bis hin zur Knochensubstanz nicht ordentlich durchgeführt wurde.

Seit uns Küpper diese Methodik nahegelegt hat, gibt es immer wieder Berichte von Tierärzten, die der Auffassung sind, dass sie „Müll“ sei. Ich darf zu Recht vermuten, dass sie nicht richtig zur Anwendung kommt. Seit Einführung der Denervation nach Küpper verwenden wir eine Rosenkopffräse. Diese wurde in Sonderanferigung von der Firma HEBU hergestellt, und es zeigt sich immer wieder, dass ihre Anwendung wohl die allerbesten Ergebnisse zeitigt.

Wenn allerdings der Hüftkopf aus der Pfanne herauszuspringen droht, muss man sich eben für eine Endoprothese entscheiden oder – was bei Katzen und kleinen Hunden völlig unproblematisch ist: für eine Resektion des Hüftkopfes. Es entsteht dann ein Pseudogelenk, welches schmerzfreies Laufen ermöglicht. Bei größeren und schweren Hunden kann es zu erheblichen Problemen kommen, obwohl auch hier der Anatomie Rechnung zu tragen ist: Der Schnitt muss immer so gesetzt werden, dass ein Kontakt zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Becken auszuschließen ist.

Ich muss zugeben, dass wir in den vergangenen Jahren eine zunehmende Zahl an Denervationen durchgeführt haben, und wir konnten sehen, dass in den meisten Fällen von Hüftgelenkdysplasie auch Bandscheibenvorfälle vorlagen, wenn wir „mal eben“ eine Myelographie zur Anwendung brachten.

Zum Thema Myelographie : es gibt zwei Kontrastdarstellungen des Wirbelkanals und der Bandscheiben: Bei der (echten) Myelographie wird über einen Zugang zwischen dem 5. Und 6. Lendenwirbel, oft auch zwischen dem 4. Und 5. Lendenwirbel per Spinalnadel das Kontrastmittel ind en Rückenmarkschlauch hineingebracht. Man kann es auch anders machen: über den Zugang L7-S1 (Foramen lumbosacrale) wird per Salim-Trokar das Kontratsmittel in den Raum zwischen Rückenmark und Wirbelknochen geleitet, wobei die einzigartige Chance besteht, eben diesen Trokar zu nutzen und einen Spinalkatheter in den Wirbelkanal zu schieben zwecks Einflutung von Bandscheiben-verkleinernden Substanzen.

Viele Tierärzte glauben, dass die Myelographie veraltet sei. Das ist natürlich Unsinn, weil gerade die Kontrastmitteleinflutung genaueste Ergebnisse liefert, tatsächlich viel genauer als zum Beispiel die Ergebnisse einer Computertomographie (CT) – vorausgesetzt, man macht nicht die alten Fehler und beschränkt sich auf die Herstellung von Bildern. Diese sind ja immer nur eine Darstellung zu einer ganz bestimmten Zeit, wobei betont werden muss, dass die Herstellung eines Films, die Flussmyelographie, das Mittel der Wahl ist. Man kann das Kontrastmittel fließen sehen und sieht auch, wie es Bandscheibenquellungen umfließt. Dies ist die absolut perfekte und genaueste Art der Darstellung des Spinalkanals. Merkwürdigerweise kaufen sich Tierärzte lieber einen alten Computertomographen als einen vernünftigen Röntgenscanner.

Neben der bei uns sehr häufigen Anwendung des Spinalkatheters gibt es immer wieder Fälle, bei denen konservativ „bohrtechnisch“ vorgegangen werden muss. Wir geben zu, dass wir die Dekompressions-OP gerne vermeiden. Sie stellt ein ungleich aufwendigeres Verfahren dar und das Üble: man kann – auch bei garantiert sorgfältigster OP – nicht garantieren, dass der Patient wieder laufen wird. Aber grundsätzlich mal: die Dekompressions-OP ist kein „Großunternehmen“, wie von vielen Tierärzten dargestellt wird. Der Grund: Wir benutzen Schädelbohrer, die ruckzuck, meist in 5 Minuten, ein ordentliches Loch im Wirbelkörper herstellen und mit der Laminektomiezange dauert es keine 30 Minuten, bis ein Oval über dem Bandscheibenvorfall aus dem Knochen herausgeschnitten ist.

Ähnlich ist des mit der so genannten Cauda-equina-OP – der Dekompressions-OP zwischen dem letzten Lendenwirbel und dem Steißbein. So ein Eingriff dauert keine 30 Minuten.

Ungleich länger und sau-gefährlich ist die Decompressions-OP mit der Fräse – so wie es überall sonst – selbst in den tierärztlichen Bildungsstätten vorkommt: Wenn die Jungs zu schnell fräsen, entsteht Hitze und die überträgt sich auf die Nervenbahnen. So kann man sich unschwer vorstellen, dass bei solchen OPs das Rückenmark regelrecht „gekocht“ wird – mit dem trübseligen Ergebnis: ohne Erfolg.

In diesem Zusammenhang stellt sich zwangsläufig die Frage: „Was kostet das?“

In unserem Hause werden die genannten Operationen so durchgeführt, dass „im Normalfall“ die Uhr entscheidet, genauso wie bei Handwerkern: (Netto-Preise)

Chirurgie der OCD im Schultergelenk: 320 bis 350 €
Chirurgie des Processus anconaeus 220 bis 280 €
Chirurgie des frakturierten Processus coronoideus 350 bis 380 €
Chirurgie des Kreuzbandrisses 280 bis 320 €
Denervation des Hüftgelenks nach Küpper je Seite 150 €
Implantation einer Helica-Endoprothese 1400 €
Flussmyelographie oder Flussepidurographie 160 €
Anwendung des Spinalkatheters 48 €
Dorsale Laminektomie (Decompressions-OP) 350 €

Natürlich können diese Eingriffe nur unter Narkose durchgeführt werden: Eine gesteuerte Narkose beim Hund kostet inklusive permanenter Sauerstoffzufuhr und Monitoring ca. 80 €.

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Dirk Schrader

Tierärztliches Institut
für angewandte Kleintiermedizin
Innovation und Kompetenz seit 1973

Rahlstedter Straße 156
22143 Hamburg
Tel.: 040-677 21 44

www.tierklinik-hh-rahlstedt.de
www.das-tierhospital-hamburg.d…
www.tieraerzte-hamburg.com
www.kritische-tiermedizin.de

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VeterinariansHH@aol.com (23.07.2011; 08:44 Uhr)

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 23.07.2011

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