Tierärzte – Rahlstedter Str. 156 – 22143 Hamburg

An die Staatsanwaltschaft Lübeck

Dirk Schrader
dr. med. vet. Steven-F. Schrader
dr. med. vet. Ifat Meshulam
Rudolf-Philipp Schrader
dr. med.vet. Itamar Tsur

– Tierärzte –

Tel.: (040) 677 21 44
Fax: (040) 677 37 98
www.tieraerzte-hamburg.com
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Mit freundlichen Grüßen

12.09.2008

Beißvorfall in Ratzeburg

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den Lübecker Nachrichten wurde ich zitiert und habe dazu etwas richtig zu stellen:

Zu keiner Zeit habe ich gesagt, dass hunderte Tierärzte und auch Amtstierärzte Rassebescheinigungen „fälschen“. Wenn das so wäre, dann müsste erst einmal festgestellt werden, was im Zusammenhang mit „Rassebeurteilungen“ „falsch“ und was „richtig“ ist.

Ich bin jedoch überzeugt, dass sich hunderte, wahrscheinlich tausende Tierärzte und auch Amtstierärzte vor ihre Patienten stellen, um sie vor oberflächlicher und haltloser Beurteilung zu schützen. Das tun auch wir im Rahmen unserer Möglichkeiten.

Das sogenannte „man geht davon aus, dass es sich bei gewissen Hunden um gefährliche Tiere handelt“, ist blanker Unsinn und steht vollständig im Widersprich zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit. Wichtigtuereische Fachtierärztinnen für Verhaltenskunde wedeln mit einem „Wesenstest“ herum, der einzig den Zweck erfüllt, diesen Leuten die Taschen zu füllen – und keinen wissenschaftlichen Bezug zum tatsächlichen Gefahrenpotential zulässt.

Auch die Feststellung solcher, es handele sich tatsächlich um gefährliche Tiere ist eine haltlose Behauptung, die eher das Einknicken vor einem medialen Mainstream dokumentiert als eine seriöse wissenschaftliche Einstellung.

Ich erlaube mir Ihnen zu raten, dass jeder Einzelfall einer Tier-Mensch-Kollision sorgfältig untersucht werden sollte. In den bisher dokumentierten Fällen wird stets deutlich, dass Kinder nicht gelernt haben, wie man respektvoll mit Hunden umgeht. Natürlich ist das Geschrei und Gejammere groß, wenn ein Hund zubeisst. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass er als „gefährlich“ einzustufen ist. Er verhält sich meist vollkommen artgerecht. Natürlich ist es bedauerlich, dass Menschen durch Hunde verletzt werden. Aber – so die Ergebnisse der Forschung – wurden zumeist Respektlosigkeit und Angriffsverhalten von Kindern „bestraft“. Hunde greifen Menschen ohne Grund niemals an.

Wie man mit Hunden umzugehen hat, wird in unserer Gesellschaft leider nicht vermittelt.

Und deshalb kann ich den betroffenen Eltern nur empfehlen darüber nachzudenken, ob sie ihren Sprößlingen wirklich respektvolles Verhalten gegenüber Tieren beigebracht haben. Sie bringen ihnen doch wohl auch bei, dass man ohne zu Schauen niemals über die Straße rennt?!

Wenn aber die „Logik“ der Medien in Bezug auf die Verurteilung von Hunden stimmen würde, dann müsste man wegen der vieltausenden Verletzungen von Kindern auf den Straßen die Autos abschaffen.

In der Anlage überreiche ich Ihnen das von mir kommentierte Interview mit dem Leiter des Instituts für Tierschutz und Verhalten an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Mit freundlichen Grüßen

Dirk Schrader

CC / Lübecker Nachrichten , Hamburger Abendblatt, RSH und Hamburg Radio

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TierklinikHH@aol.com (12.09.2008; 08:44 Uhr)

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