Leserbrief zur TLZ- Veröffentlichung vom 22.04.2015 unter der Überschrift „Mit vereinter Kraft gegen Wildschweine“

Wildschweinüberpopulationen und –schäden sind hausgemacht!

„Thüringens Jäger und Bauern wollen mit vereinten Kräften stärker gegen Wildschweine vorgehen.“ – so der Slogan, dem diese Leute jetzt verstärkt nachgehen wollen. Daß sie damit genau das Gegenteil erreichen, ist ihrem kurzsichtigen Denken zuzuschreiben. Die in unserem Land praktizierte Jagd ist in erster Linie eine Hobby – und Spaßjagd – 95 % der Jäger sind Spaß- und Freizeitjäger!

Was ist eine große Treibjagd mit teils über hundert Jägern ohne eine befriedigende „Jagdstrecke“ (in der Jägersprache die Zahl der erlegten Tiere)? Wie steht ein Jäger gegenüber seinen Jagdgästen da, wenn er seinem Jagdgast nicht eine beachtliche Auswahl von „Stücken“ (Jägersprache für Tiere) zum Erlegen darbieten kann? Die Jäger füttern die Wildschweine in Wald und Feld, um diese anzulocken und im Revier zu halten. Doch damit kommt ein fataler Mechanismus in Gang: Durch die Fütterungen setzt die natürliche Selektion in den Wildschweinrotten aus. Normalerweise – eben ohne Fütterungen – bekommt eine Bache einmal jährlich ca. 4 – 5 Junge. Von diesen Frischlingen überleben in der Regel 2 – 3, Schwache und Kranke werden durch die Natur delektiert. Doch durch das Nahrungsangebot überleben oft auch die Schwachen und Kranken; die Bache wirft mehr als einmal im Jahr Junge. Die Population steigt!

In einer Wildschweinrotte wird nur die Leitbache durch den Keiler gedeckt. Oft schießen Jäger eben die Leitbache ab und somit gerät das soziale Gefüge der Rotte durcheinander: der Keiler deckt nun alle Sauen – die Population steigt dramatisch!

Durch diese Jagd – und Fütterungsmethoden steigt die Zahl der Wildschweine um das 5 bis 8-fache an!

Die Überpopulation der Wildschweine ist ein durch Jäger und deren unsachgemäße Bejagung verursachtes Problem!

Dieses Problem ist keinesfalls durch eine verstärkte und unsachgemäße Hobby –und Spaßjagd, die außer unsäglichem Tierleid absolut nichts bewirkt, in den Griff zu bekommen.

Wildschweinpopulationen müssen sich von selbst in der ungestörten Natur normalisieren!

Im Namen der Tierschutz-Union und aller Menschen,

denen unsere Natur, die Tiere und auch ihre Mitmenschen noch etwas bedeuten.

Mit freundlichen Grüßen

Harald von Fehr, Kooperationsleiter der Tierschutz-Union

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