Luna, eine vier Jahre alte French Bully-Hündin, hatte in den vergangenen Wochen immer mal wieder „aufgequiekt“: Beim Herunterlaufen einer Treppe, beim Hineinspringen ins Auto.

Am 7. Mai 2020 schrie sie nachmittags erbärmlich auf und hatte eine Querschnittslähmung.

Die Halterin der kleinen Hündin, Frau Sabrina Jurschat aus Wandsbek, fuhr auf Anraten eines Tierarztes zusammen mit Ihrem Mann in eine große tierärztliche Einrichtung in Norderstedt. Dort wurde der fassungslosen Hundehalterin erklärt, dass die genaue Diagnose nur mit einem MRT möglich sei. Kosten 800 Euro. Und eine mögliche/wahrscheinliche Operation würde mit mindestens 3.500 Euro veranschlagt.

Luna wurde uns am Vormittag des 8. Mai vorgestellt. Eine neurologische Untersuchung zeigte: keine Tiefenreflexe in den Hinterbeinen. Die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs drängte sich auf. Sabrina J. und ihr Mann waren einverstanden und fragten unsicher nach den möglichen Kosten. 4.500 Euro jedenfalls nicht. Die Augen ihres Mannes blitzten auf: Sie wollten es auf jeden Fall versuchen – auch wenn die Erfolgsaussichten statistisch bei 30% liegen.

Eine Myelographie zeigte es deutlich: Im Lendenwirbelbereich war ein Bandscheibenvorfall zu sehen. Die OP dauerte 30 Minuten: Der Zwischenwirbelraum wurde aufgebohrt und der Bereich über dem Bandscheibenvorfall weiträumig aufgeschnitten. Mehr konnte nicht getan werden. Über das Wochenende blieb Luna in unserer Obhut.

Am Montag sah ich sie wieder, wie sie von einer Helferin über den Parkplatz geführt wurde. Sie konnte tatsächlich wieder laufen: Ein großes Glück. Die Gesamtkosten lagen bei cirka 1.000 Euro.

In der Bundesrepublik werden täglich verzweifelte Tierhalter mit enormen Kosten für chirurgische Eingriffe konfrontiert. All zu oft liegen diese vergleichsweise weit über denen in der Humanmedizin und sind mit der Gebührenordnung für Tierärzte – auch im 3-fachen Satz – nicht vereinbar. Der Berufsstand frohlockt. Die jährliche „Bestandsaufnahme“ der Bundestierärztekammer weist auf „Zuwachsraten“ von 17% bis 20% hin. Börsennotierte Konzerne würden vor Begeisterung an die Decke springen. Und was passiert? Tierärztliche Praxen werden vermehrt von Investorengruppen aufgekauft. Die Rendite sprengt alle Vorstellungen.

Hier liegt die Ursache für eine Preisentwicklung ohne gleichen und trägt in brutalster Form zur gesellschaftlichen Spaltung bei.

Wenn in Kreisen der Bundesregierung in diesen Tagen von „Zusammenhalt in der Gesellschaft“ gesprochen wird, dürfte die neoliberale Entwicklung in der Tierheilkunde genau das Gegenteil davon sein. Eine Unerträglichkeit mehr zu Lasten der Schwächsten.

Dirk Schrader

Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
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22143 Hamburg

Tel.: 040-677 21 44
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veterinarianshh@aol.com (16.05.2020; 09:11 Uhr)

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© ( www.fellbeisser.net/news/ ) am 16.05.2020
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