Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) – Pressemitteilung vom 29.09.2017

Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) sieht in der jüngsten Ankündigung von Bundesumweltministerin Hendricks (SPD), Ministerpräsident Weil (SPD) und Landesumweltminister Wenzel (Grüne) einen ersten aber unzureichenden Schritt, endlich auf die Realität der gravierenden Wolfsproblematik für Weidetierhalter und Landbewohner einzugehen. Dieses auf „Einzelfälle“ beschränkte Einlenken in der Frage eines Abschusses ganzer Wolfsrudel, deren Tiere die Schutzzäune überspringen, sei für die AbL zwar richtig, löse aber die massiven und zunehmend flächendeckenden Bedrohungen der Weidetierhaltung und auch der ländlichen Bevölkerung nicht. Auch hielten diese Rot-Grün-Vertreter immer noch an der falschen Behauptung fest, dass es angeblich keinen Handlungsbedarf in besonders betroffenen Regionen gebe. Ideologisch fehlgeleitet sei auch die (Noch-)Verweigerung der Anerkennung, dass die Wolfspopulation – unter Einbeziehung der großen Vorkommen in ganz Osteuropa – längst ausreichend sei.

Die niedersächsische AbL hält an ihrer Positionierung fest, wonach das Verhalten die hier sozialisierten Wölfe zu völlig neuen Verhaltensweisen der Rudel führten und dass deshalb die fehlende Vergrämung und Regulation der Wolfspopulationen aktuell, unbürokratisch und flächendeckend umzusetzen seien. Neue bedrohliche Fakten zum Wolfsverhalten gegenüber Menschen, Rinder- und Schaf-Rissen, zur Unwirksamkeit von Zäunen und zur Unsinnigkeit der Verzaunung ganzer Landschaften dürften nicht länger schöngeredet und verdrängt werden. AbL-Vertreter Eckehard Niemann rief dazu auf, die aktuellen Berichte über den Tod einer Touristin in Griechenland durch Wölfe eingehend auszuwerten und ernst zu nehmen.

Weiterhin Einzelfall-Entscheidung
Niedersachsen will in Ausnahmefällen ganze Wolfsrudel abschießen
Kreiszeitung – 28.09.17

Hannover – Niedersachsen laviert weiter mit dem Wolf. Zwar kündigt Rot-Grün nun den möglichen Abschuss ganzer Rudel an. Dazu müssen Schafshalter aber nachweisen, dass die gefräßigen Tiere ständig über hohe Zäune springen. Ist das Streitthema so vor der Wahl abgeräumt?

Kurz vor der Landtagswahl ( www.kreiszeitung.de/lokales/ni… ) hat Rot-Grün in Niedersachsen beim Streitthema Wolf einen härteren Kurs signalisiert, ohne aber den Abschuss konkreter Problemtiere in Aussicht zu stellen. Nach einer Beratung mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) über den Artenschutz erklärten Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) am Donnerstag, dass künftig komplette Problemrudel abgeschossen werden können. Der Artenschutz lasse dies in Ausnahmefällen zu.

Bedingung ist allerdings, dass diese Tiere notwendige Schutzzäune von Nutztierhaltern regelmäßig überspringen. Über ein Vorgehen gegen Wölfe werde weiterhin im Einzelfall entschieden. Einen Kurswechsel in besonders betroffenen Regionen wie der Lüneburger Heide oder an der Küste soll es nicht geben. “Es gibt keine Zäsur”, sagte Weil. Eine Obergrenze an Wölfen, ab der es in einer Region das Recht zur Reduzierung des Bestands zum Schutz von Schafshaltern gebe, bestehe nicht, betonte Hendricks. Die Zahl der Wölfe in der Lüneburger Heide sei auch nicht zu hoch, das Tier sei weiter in seinem Bestand als gefährdet anzusehen, betonte die Bundesministerin.

Weidetierhalter stärker unterstützen

Landkreise, in denen Wolfsrudel besonders viele Nutztiere reißen ( www.kreiszeitung.de/lokales/di… ) oder in den Wölfe auf andere Weise auffällig werden, sollen ihr Vorgehen noch enger mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf in Görlitz abstimmen, sagten Weil und Wenzel. “Mir schwebt vor, dass wir Weidetierhalter noch stärker unterstützen”, sagte Wenzel, etwa beim Aufstellen von Zäunen gegen die Wölfe. Die Halter sollten auf jeden Fall eine wirtschaftliche Zukunft haben. Wann über mögliche Schritte gegen ein Problemrudel bei Cuxhaven entschieden werde, stehe noch nicht fest, sagte Wenzel.

Der Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht erteilten die drei Minister bei ihrem Treffen in Hannover eine Absage. Die CDU im Land will den Wolf in Problemregionen zur Jagd freigeben, auch die FDP fordert, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Die Grünen halten bislang dagegen. Über den richtigen Umgang mit der wachsenden Wolfspopulation in Niedersachsen wird seit längerem gestritten. Weidetierhalter und die CDU fordern schon seit längerem eine durch Abschüsse geregelte Obergrenze für Wölfe.

140 Wölfe in Niedersachsen

Seit 2008, als sich die ersten Wölfe nahe Lüneburg ansiedelten, wurden 669 Nutztiere gerissen. Elf Rudel haben sich nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) in Niedersachsen angesiedelt ( www.kreiszeitung.de/lokales/di… ). Die Landesjägerschaft (LJN) geht derzeit von rund 140 Wölfen im Land aus.

Handlungsbedarf sieht auch der Präsident des Landesbauernverbandes, Werner Hilse: “Alle Bemühungen zur Ausdehnung der Weidehaltung werden konterkariert durch die immer stärkere Ausbreitung des Wolfes”, monierte Hilse. “Hier wünschen wir uns gemeinsames Vorgehen und die Umsetzung eines dringend notwendigen Wolfsmanagements. Das muss auch eine Steuerung der Population beinhalten.” Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte kürzlich einen gezielten Abschuss von Wölfen gefordert. – dpa

Positionspapier

Zum Schutz von Menschen und Weidetieren:
Wolfspopulationen wirksam vergrämen und regulieren!
Neue bedrohliche Fakten zum Wolfsverhalten nicht weiter schönreden!

Der Wolf sei lernfähig, so der frühere Bremerhavener Zoo-Direktor Rüdiger Wandrey jüngst im Weserkurier. Bald werde er die meisten Hürden überwinden, die der Mensch gegen ihn errichte. „Ich habe immer gesagt, der Wolf greift keinen Menschen an, aber ich habe ja auch geglaubt, das würde für Rinder gelten“, sagt er und räumt ein, dass er manche seiner Ansichten revidiert hat.

Wölfe sind lernfähig

Dies ist eine der bisher ehrlichsten Einschätzungen zur sogenannten „Rückkehr“ der Wölfe nach Deutschland. Während „Wolfsexperten“ aus Naturschutzbehörden und Naturschutzverbänden vor allem Angelesenes aus früheren Zeiten rezitieren, zeigen die Fakten, dass vieles davon so nicht unbedingt stimmt und dass man sich neuen Erkenntnissen öffnen muss.

Dies gilt insbesondere für die Behauptung, die Wölfe seien Menschen gegenüber scheu und „meistens“ ungefährlich. Das gilt ebenso für die unentwegt propagierte Strategie, man könne die massive Bedrohung der Weidetierhaltung mit Zuschüssen für Zaunbauten, Entschädigungs-Zahlungen bei Wolfsrissen, mit Hilfstrupps, Herdenschutz-Hunden oder Eseln in den Griff bekommen.

Der Wolf ist lernfähig. Und die Sozialisation der neuen Wolfspopulationen in der heutigen deutschen Umgebung unterscheidet sich gravierend von der Sozialisation in anderen Jahrhunderten oder anderen Ländern. Diese Wölfe erleben tagtäglich neu, dass Menschen keinerlei Bedrohung für sie darstellen, weil sie – auch bei starker Annäherung an Menschen und Dörfer oder bei Rissen von Weidetieren oder beim Vorsichher-Treiben von panischen Rindern – keinerlei wirksame Vergrämungen oder Abschüsse erleben.

Auf der Internetseite des Wolfcenters Dörverden heißt es: „Selbst innerhalb der Metapopulation einer Wolfsunterart wie zum Beispiel Europäischer Grauwolf ist es nicht eindeutig möglich vorherzusagen, wie sich die Wölfe verhalten bei ihrer selbstständigen Wiederansiedlung in einem Gebiet, in dem sie Jahrzehnte nicht mehr vorgekommen sind. Es muss stets der gesamte Kontext betrachtet werden … Wölfe lernen u.a. am Erfolg und Nichterfolg – können sie in einem Gebiet ihr Beutespektrum erweitern oder jagen sie nur die Tierarten, die sie im elterlichen Rudel “gelehrt” bekamen? Wie hoch ist die Siedlungsdichte des Menschen? Gibt es geeignete Rückzugsräume? Wie hoch ist der Freizeitdruck in der Natur durch den Menschen? Wie stellen sich Art und Umfang der Nutztierhaltung dar? Wird das Nutzvieh durch geeignete Zäune geschützt? Und, und, und …“

Ängste vor dem Wolf sind berechtigt

Die Sorgen vieler Menschen vor Wanderungen allein oder mit Hunden in der Natur oder die Hinweise auf die Bedrohung der Weidehaltung von Rindern, Schafen, Damwild oder auch Pferden sind deshalb berechtigt. Sie können nicht als Mythen-Relikte aus früheren Jahrhunderten beiseite gewischt werden. Und es ist mehr als leichtfertig, das Durchstreifen von Dörfern durch Wölfe oder die direkten Annäherungen an Joggerinnen, Ackerbauern oder auch Kinder als „Neugier von Jungtieren“ oder als das Ergebnis von angeblicher Anfütterung zu verharmlosen.

Natürlich nicht die Ausrottung, wohl aber längst überfällige Vergrämung von Wölfen steht jetzt an, damit die Tiere die verloren gegangene Scheu wieder erlernen. Dazu gehört die systematische Vergrämung mit Gummikugeln ebenso wie der – nicht nur vereinzelte – Abschuss der Problemwölfe. Nur so wird man ja auch Erkenntnisse darüber gewinnen können, mit welchen Vergrämungsmethoden man die notwendige Wirkung erzielt.

Flächendeckende und unbürokratische Vergrämungsstruktur

Der Hinweis auf die einmalige „Entnahme“ des Wolfes „Kurti“ oder die Versprechen, notfalls eine weitere solche Entnahme durchzuführen, sind wenig seriös, wenn man berücksichtigt, welch langandauernde bürokratische Abläufe vor einem einzelnen Abschuss zu durchlaufen wären. Verständlicherweise wehren sich Jäger dagegen, die Zuständigkeiten für diese Aufgaben übertragen zu bekommen. Angesichts der Bedeutung einer soliden Wolfs-Kenntnis beim Abschuss der richtigen Wölfe ist es dringend notwendig, nun rasch eine flächendeckende Struktur von gut ausgebildeten Jägern/Berufsjägern für diese Vergrämungen und auch für Abschüsse zu schaffen.
Bisher wird aber immer nur vertröstet. Vertreter einer ideologisch-bornierten „Wolf-Willkommen-Ideologie“ reden einer ungehinderten Ausbreitung der Wölfe das Wort, selbst auf Kosten der Vernichtung des genetisch einzigartigen Mufflon-Vorkommens in der Göhrde.

Der stereotype Hinweis auf den angeblich nicht veränderbaren EU-Artenschutz des Wolfes (zumindest bis zu einer ausreichenden Population auch in Deutschland) ist falsch. Man kann und muss nun beantragen, den Wolf auch in Deutschland artenschutzrechtlich aus Anhang IV in Anhang V der FFH-Richtlinie zu übertragen – wie in anderen EU-Ländern (Baltikum, Balkan) und wie bei anderen geschützten Arten praktiziert.

Regulierung der Wolfspopulation

Zudem sind die Populationen des mitteleuropäischen Wolfs längst mehr als ausreichend – wenn man endlich die genetisch identischen Wolfsvorkommen in Polen, im Baltikum, in Weißrussland oder in Russland nicht weiter ausklammern würde. Der Wolfsexperte und Zoologe Prof. Dr. Michael Stubbe (Universität Halle) verweist darauf, dass die mehr als ausreichenden und exponentiell wachsenden Wolfszahlen auch in Deutschland schon jetzt dringend zu regulieren seien: Wenn man jetzt jährlich in Deutschland etwa 90 Wölfe schieße, bleibe die Populationszahl erhalten – es werde aber ein weiterer Zuwachs verhindert, der sonst nur sehr schwer wieder reduziert werden könnte.

Professor Stubbe: „Die Szenarien der Eigendynamik des Wolfes werden von GRANLUND (2015) für unterschiedliche Reproduktionsprozente klar ausgewiesen. Bei einer sehr geringen Reproduktionsrate von 30%/Jahr würden, sofern keine Eingriffe erfolgen, allein in Deutschland 2021 1000 und 2025 2000 Wölfe leben!“ (Beitrag in Jagd- u. Wildforschung, 2016). Stubbe berichtet auch über Untersuchungen, die hohe Zahlen und Anteile von Nutztier-Wolfsrissen in anderen Ländern belegten und außerdem auch die Tötung von Menschen durch Wölfe.

Weidetierhaltung einer bornierten Wolfsideologie opfern?

Angesichts der Bedrohung der Weidetierhaltung durch Wölfe in weiten Teilen Deutschlands fordert der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) von Landes- und Bundespolitik unverzügliche und wirksame Schritte zur Lösung dieses immer drängenderen Problems. Die Debatte über Schutzzäune oder Entschädigungen sei völlig ungeeignet, einen wirksamen Schutz für die Weidetiere zu schaffen – dies sei völlig unbezahlbar, unwirksam und zudem auch naturschutzmäßig nicht hinnehmbar wegen der Verzaunung und Versperrung ganzer Landschaften.

Vielmehr stehe man vor einer klaren Entscheidung, ob man flächendeckend die Weidetierhaltung opfern wolle – für Wolfsrudel, deren ökologische Bedeutung für die Wild-Regulation und den Wald doch sehr begrenzt sei, und von denen sich offenbar einige sogar zunehmend auf Nutztiere spezialisierten. Dies sei gerade für bäuerliche Betriebe nicht hinnehmbar, zumal derzeit gerade eine agrarindustriell ausgerichtete Lobby massiv darauf dränge, Kühe künftig in Groß-Stallhaltung auf Maisfuttergrundlage zu halten statt in Weidehaltung (mit dem damit verbundenen Erhalt des Grünlands). Deshalb, so die AbL, dürfe es bei der „Wolfsdebatte“ nunmehr keine Tabus und Falsch-Behauptungen mehr geben.

Eckehard Niemann
Landesverband Niedersachsen/Bremen
der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)

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Gesendet: Freitag, 29. September 2017 um 00:07 Uhr
Von: “Eckehard.Niemann” eckehard.niemann@gmx.de
Betreff: PM AbL: Erstes rot-grünes Einlenken bei Wolfsproblematik: gut aber unzureichend

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – eckehard.niemann@freenet.de

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Übersandt von:

Martina Patterson (29.09.2017; 20:14 Uhr)
pattersonmatpatt@gmx.net

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Siehe auch:

Demokratie und der Wolf sind vom Aussterben bedroht! Bitte handeln!
www.change.org/p/wolf-pumpak-m…

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Gesendet: Freitag, 29.09.2017; 11:49 Uhr
Von: “Brigitte Sommer über Change.orgchange@mail.change.org
An: pattersonmatpatt@gmx.net
Betreff: Demokratie und der Wolf sind vom Aussterben bedroht! Bitte handeln!

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Übersandt von:

Martina Patterson (29.09.2017; 20:10 Uhr)
pattersonmatpatt@gmx.net

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 29.09.2017
twitter.com/fellbeisser

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