Wenn Tiere sprechen und mit uns kommunizieren könnten, was würden sie uns wohl sagen? Und was würden wir ihnen als Antwort geben auf die Frage, warum man ihnen so viel Leid antut? Hat der Mensch wirklich das Recht, sich über ein Wesen in der Schöpfungskette zu stellen? Rechtfertigt der Unterschied zwischen Mensch und Tier sowie die Tatsache, dass Tiere nicht reden können und nicht dasselbe Bewusstsein haben wie der Mensch, die Leiden, die er ihnen zufügt? Rechtfertigen sie Tierversuche, Massentierhaltung, die tagtäglich millionenfach stattfindende Schlachtung von Tieren zum Fleischverzehr, das zur Schaustellen vieler Tiere zur menschlichen Belustigung, die Ausnutzung bestimmter Rassen, die Vertreibung aus ihren angestammten Lebensräumen, die Ausrottung vieler Arten, die Jagd, die Züchtung von Tieren um des Profit willens und noch einiges mehr? Ich glaube nicht. Und ich glaube auch nicht, dass der Frieden, den sich die meisten Menschen für diese Welt wünschen, ohne ein respektvolles, achtsames Miteinander mit unseren „kleinen Brüdern“, wie es Manfred Kyber ausgedrückt hat, möglich sein wird. Leo Tolstoi sagte: „Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.“ Wie kann diese Welt jemals friedvoll werden, wenn tagtäglich Millionen von Tieren getötet und gequält werden? All die Schmerzen, Qualen, Ängste und Leiden der Tiere sind eine Energie, die nicht einfach in einem großen, schwarzen Loch verschwindet. Selbst wenn die Quantenphysik keinerlei Bezug zur Realität hätte, so bleibt doch die Tatsache bestehen, dass der Mensch in vielen Bereichen und in Vielem, was er tut, seine Umwelt und das Leben, das er führt, durch seine Einstellungen, Überzeugungen und Handlungen prägt.

Wenn ein großer Bereich des Lebens auf unserem Planeten von Grausamkeit geprägt ist, wie können dann die anderen Bereiche wirklich friedvoll und harmonisch ablaufen? Wenn in einer Klasse mit fünfundzwanzig Schülern, zwei davon ihre Mitschüler ärgern oder schlagen würden, wäre die ganze Klasse, einschließlich des Lehrers und des Schulunterrichts, davon betroffen. Wenn uns in unserem Körper etwas weh tut und sei es nur der rechte Zeh, so ist unser Gesamtbefinden davon beeinträchtigt. In unserer Welt und in unserem Leben verhält es sich nicht anders.

Wir haben zum Leben nur diesen einen Planeten und die Grenzen, die verschiedene Länder voneinander trennen, sind rein fiktiv, die Erde mit all ihren Bewohnern und als ein lebendiges Ganzes, weiß nichts davon. Keine radioaktive Wolke macht Halt vor einer vom Menschen gezogenen Linie auf der Landkarte. Alles ist mit Allem verbunden und hängt voneinander ab.

„Wo ein Jäger lebt, können zehn Hirten leben, hundert Ackerbauern und tausend Gärtner[…]Dieselbe Strecke Landes, welche als Wiese, das heißt als Viehfutter, zehn Menschen durch das Fleisch der darauf gemästeten Tiere aus zweiter Hand ernährt, vermag – mit Hirse, Erbsen, Linsen und Gerste bebaut – hundert Menschen zu erhalten und zu ernähren.» Alexander von Humboldt.

Massentierhaltung und die daraus folgenden, das Gleichgewicht der Erde zerstörenden Konsequenzen, ist heute, ganz abgesehen von dem Leid der Tiere, eine der größten Bedrohungen für diesen Planeten und die Menschheit. Albert Einstein hat es schon vor siebzig Jahren mit diesem Satz ausgedrückt: „Nichts wird die Chancen für ein Überleben auf der Erde so steigern, wie der Schritt zu einer vegetarischen Ernährung“. Heute müsste man allerdings sagen, „einer veganen Ernährung“, denn die Milchindustrie ist mit der Fleischindustrie eng verknüpft, ganz gleich ob es sich um Biomilch handelt oder um herkömmliche Milch.

Warum haben wir genügend Nahrung, um all die Tiere für die Fleischindustrie zu ernähren und nicht genügend Nahrung für all die Menschen auf diesem Planeten? Und wieso haben wir, gerade in den westlichen Industrienationen, einen Überschuss an krank­machender, denaturierter Nahrung? Warum gibt es so viele Fast-Food Restaurants, die schädliches und ungesundes Essen verkaufen? Und wieso müssen dafür jeden Tag auch noch Millionen von Tieren sterben? Tiere, die teilweise unter erbärmlichen Umständen ein kurzes Dasein gefristet haben, mit Medikamenten vollgepumpt sind und deren einziger Zweck es ist, für den fragwürdigen menschlichen Genuss in Form eines Hamburgers zu sterben.

Leonardo da Vinci vertrat bereits vor über fünfhundert Jahren die Meinung, dass „die Zeit kommen wird, da das Verbrechen am Tier genauso geahndet wird, wie das Verbrechen am Menschen.“ Tiere sind fühlende Lebewesen, sie empfinden Leid oder Freude, Schmerz oder Wohlbefinden. Und es ist ganz gleich, ob es sich um ein Rind, einen Hund, ein Schwein, eine Katze, ein Pferd, einen Affen, Hasen oder Fisch handelt.

Copyright © 2011 Daniela Böhm

Aus dem Buch „Heute ist ein ganz anderer Tag“, Tierschicksale

ISBN 978-3-8423-8097-4

1 Kommentar

  1. Ihr Buch ist sicher Klasse. Ich werde es mir kaufen, obwohl ich der Meinung bin, die, die es nicht interessiert, die dem ganzen Tierelend durch ihr Verhalten vorschub leisten, sollten, a müssten ein solches Buch lesen, damit sie hoffentlich bald umdenken.
    Aber auch wir Tierrechtler müssen argumentieren können, deshalb müssen Bücher mit dieser Thematik auch von uns gelesen werden.
    Hoffentlich hilft es den Tieren!!!!

    Danke dafür!!!!!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

wp-puzzle.com logo