Beim Münchner Tierrechtstag 2012 am 28. Juli hat sich wieder einmal gezeigt, dass Tierschutz und vegane Lebensweise Hand in Hand gehen. Denn wieso sollten ein Hund oder ein Elefant eigentlich mehr wert sein als ein Schwein, das sein Dasein unter erbärmlichen Umständen in einem Mastbetrieb fristet, um irgendwann geschlachtet zu werden, oder eine Kuh, die ständig kalben muss, nur damit der Mensch ihre Milch trinken kann? Veganes Leben bedeutet einen umfassenden Tierschutz und Tierliebe auf allen Ebenen und würdigt das Recht auf Leben und die Unversehrtheit aller Tiere.

Stattgefunden hat der Tierrechtstag am Karlsplatz und nicht, wie in den vergangenen Jahren, auf dem Marienplatz, der zurzeit umgebaut wird. Dennoch gab es ausreichend Infostände und ein kunterbuntes Programm: das Tierschutztheater aus München,  mit einem zu Herzen gehenden und eindrucksvollem Stück über Laborhunde, die Band „Stream“, mit toller Musik und einer hervorragenden Sängerin, eine Modenschau (bestens organisiert und inszeniert von Viktoria David), die auf mitreißende Art und Weise gezeigt hat, dass vegane Mode (Kleidung, die ohne tierische Produkte wie Leder, Seide oder Wolle hergestellt wird) Spaß machen kann und außerdem noch gut aussieht. Moderiert wurde die Show von der bezaubernden Brasilianerin Roberta Mioni Coltro und Rebecca, der Sängerin von Stream; vertreten waren die Labels Dear Goods, roots of compassion, Greenality, Fairstyled, India Fling, Komodo und Prancing Leopard. Zusätzlich gab es eine Live-Koch-Show (mEnsa Volution) mit vielen interessanten Informationen zur veganen Ernährung.

Bei den Infoständen waren die folgenden Organisationen vertreten: Ärzte gegen Tierversuche, die mit ihrer unermüdlichen Aufklärungs- und Forschungsarbeit aus der Tierschutzbewegung gar nicht mehr wegzudenken sind,  Rüsselheim e.V., ein Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Schweinen aus einer ehemaligen Mastanlage ein würdevolles und schönes Leben zu schenken, Animal 2000 , Tierrechtsinitiative München, Animal Peace, AnimalsUnited e.V.Vegane Gesellschaft , Tierschutzverein München e.V. , Tierinsel Unmut e.V.  und auch die Sea Shepherd Society. Paul Watson, der Gründer dieser bekannten, gemeinnützigen Organisation zum Schutz der Tierwelt in den Meeren, ist selbst überzeugter Veganer und an Bord seiner Schiffe gibt es für die gesamte Crew nur vegane Kost. Wie dieses Beispiel zeigt, beinhaltet wirklich konsequenter Tierschutz eine vegane Ernährung.

Zugegeben: Die vegane Bewegung wächst. Und dennoch begegnet einem noch viel Unverständnis oder auch Unwissenheit. Den meisten Menschen kommt es zunächst etwas merkwürdig vor, wenn man sagt: „Ich bin Veganer/in.“ Oft wissen sie nicht, was es bedeutet oder es erinnert sie an Spok, den „Vulkanier“ mit den langen Ohren vom Raumschiff Enterprise. Gemeinsamkeiten? Zumindest diese eine: Dem Begriff  haftet etwas Unheimliches an. Und das Unbekannte, wie man weiß, verursacht Angst. Ein Satz, den vermutlich jeder Veganer kennt, lautet: „Was isst du denn dann überhaupt noch?“ Zählt man schließlich auf, was zu Hause alles auf den Tisch kommt, ist das Erstaunen groß und dennoch wird meistens die hartnäckige Behauptung aufrecht erhalten, dass der Mensch Fleisch braucht. Sollte man dem noch wagemutig entgegenhalten, dass es sogar Frutarier gibt, also Menschen, die sich ausschließlich von Früchten ernähren, oder besser gesagt, von dem, was die Pflanzen freiwillig geben? Oft lässt man es lieber bleiben, denn gegen den Frutarier wirkt Spok als Vulkanier wie ein vertrauter Teddybär. Den kennt man wenigstens aus der Kindheit und Spok aus dem Fernsehen.

Heute fühle ich mich manchmal in die Vergangenheit zurückversetzt. Denn nicht viel anders erging es mir in den siebziger Jahren, wenn ich sagte, dass ich Vegetarierin sei. Wie muss es erst meiner Mutter und vor allem meinem Großvater ergangen sein? Er war zu einer Zeit Vegetarier, wo es noch ungewöhnlicher war, in den dreißiger Jahren. Aber immerhin hatte er die große Ehre Manfred Kyber persönlich kennenzulernen und ließ der Familie seiner Braut zum Hochzeitsessen konsequenter Weise Sellerieschnitzel servieren. Sehr zum Entsetzen der angeheirateten Verwandtschaft.

Ein vegetarisches Dasein zu führen oder nur wenig Fleisch zu essen, leuchtet vielen Menschen ein. Aber ganz auf Milch, Käse und Eier zu verzichten? Das ist für die meisten unvorstellbar. Die immer noch von Ärzten und Medien aufrechterhaltene und veraltete Meinung, dass der Mensch tierisches Eiweiß braucht, trägt einen erheblichen Anteil daran, dass die Menschen in den westlichen Industrienationen immer noch glauben, sie könnten durch das Fehlen tierischer Proteine Mangelerscheinungen bekommen. Die Werbung fügt das Ihrige hinzu und gaukelt ein Bild von glücklichen Kühen auf Bergwiesen vor. Entzündete, übernatürlich große Euter und die düsteren Kuhställe der Massentierhaltung fehlen bei diesen Darstellungen selbstverständlich, genauso wie das Kälbchen, für welches diese Milch eigentlich bestimmt wäre. Ich selbst habe jahrzehntelang in dem Glauben gelebt, dass der Verzicht auf Fleisch und Fisch ausreichend sei und meiner Liebe zu den Tieren genügend gerecht wird. Und deshalb verstehe ich es nur zu gut, dass vielen Menschen die vegane Lebensweise als etwas zu radikales, exotisches, fast schon esoterisch Anmutendes erscheint. Wenn man sich jedoch ernsthaft und eingehend mit den realen Zuständen und Hintergründen der Milch- und Eierindustrie auseinandersetzt, wird einem schnell klar, dass eine vegane Ernährung die einzig mögliche Antwort auf so viel Leid ist. Gleichzeitig bedeutet es auch, etwas für die Umwelt zu tun, gegen den Hunger auf dieser Welt und für die Nachhaltigkeit auf diesem Planeten einzutreten. Der Verbrauch an Wasser zur Erzeugung von Fleisch und Milchprodukten ist enorm, ebenso wie der Anbau von Getreide und Soja zur Tierfütterung, für den unzählige Flächen beansprucht und sogar Regenwälder abgeholzt werden. Viele Menschen sind sich auch noch nicht bewusst darüber, dass der Milchkonsum die Fleischindustrie ankurbelt. Eine Kuh muss kalben, um Milch zu geben und dadurch kommt immer mehr Kalbfleisch auf den Markt.

Das Argument, dass der Mensch immer schon Fleisch gegessen hat, ist per se kein schlagendes Argument. Die Menschheit hätte sich nicht weiter entwickelt, wenn sie sich den Leitsatz „So haben wir das immer schon gemacht“, auf ihre Fahne geschrieben hätte. Als kleines, wenn auch sehr bedeutendes Beispiel, sei hier das Wahlrecht der Frauen genannt, das in Finnland als erstem europäischen Land erst am 1. Juni 1906 eingeführt wurde.

Tiere haben kein Wahlrecht, keine Stimme, die sie erheben können und vielen von ihnen wird bei Geburt bereits das Grundrecht auf Leben verweigert. Es liegt an uns Menschen, ihr Fürsprecher zu sein und den Tieren unsere Stimme zu geben, um ihre Rechte durchzusetzen: Das Recht auf Leben, Schutz und Unversehrtheit!

Der Tierrechtstag in München hat deutlich gezeigt, dass es immer mehr Menschen gibt, vor allem junge, die für die Rechte der Tiere eintreten und das macht Hoffnung! Und dass Veganer ganz normale Menschen sind, keine Außerirdischen wie Mister Spok. Das Einzige, was sie unterscheidet, ist ihre grundsätzliche Einstellung zu Tierschutz, Tierliebe und veganer Lebensweise, die sie versuchen umzusetzen, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist. Das Eine kann das Andere nicht ausschließen und umgekehrt.

Copyright ©2012 Daniela Böhm

www.danielaböhm.com

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