Jahrzehnte langer Kampf für Tierschutz und Tierrechte, zehntausende Artikel, Hunderte von Fernseh- und auch Kinobeiträgen, Hunderte Buchpublikationen, Petitionen, Anhörungen, Gutachten, zigtausende Gespräche mit Politikern, Wissenschaftlern, die PETA-Holocaust-Kampagne mit ihrer höchstrichterlichen Absegnung der Zulässigkeit und Notwendigkeit – und wo bleibt die Wirkung?

In der aktuellen Klimadiskussion greift die Problematik ‚Tierrechte’ kaum Raum, es bedarf ungeheurer Anstrengungen, um überhaupt den Hauptverursacher der Klimakatastrophe, nämlich die konstante Verleugnung der Tierrechte mit der Folge der weltweiten Fleischproduktion in die veröffentlichte Meinung zu bekommen. Andere, auch rein anthropozentrisch verursachte Klimakiller wie der weitweite motorisierte Individualverkehr oder auch die Kraftwerks-Problematik, mit und ohne Kernkraftwerke, bestimmen die Diskussionen.

Da wundert es auch nicht, dass in einer ansonsten durchaus zutreffenden Analyse der Welternährungssituation und der Verträglichkeit für den Globus der Biochemie-Professor Klaus Hahlbrock sichtweisenverkehrt zum asiatischen Raum schlussfolgert: „Fleisch und Fisch haben noch aus einem anderen Grund eine besondere Bedeutung: Der rapide wachsende Konsum hat durch den großen Futter- und Wasserbedarf gravierende Auswirkungen auf die langfristige Sicherung der menschlichen Ernährung.“ Mensch und Tier in einer vermeintlichen Konkurrenzsituation um die vegetabilen Nahrungsressourcen des Planeten, wobei die „Veredelung“ in einem Verhältnis von 1:10 verschwenderisch stattfindet: Das Vieh der Reichen frisst die Nahrung der Armen. Tierrechte?

Immerhin kommt der Professor dann doch zu einer zwar auch speziesistisch unterlegten, jedoch richtigen Schlussfolgerung, die Tierrechtler seit Jahrzehnten gebetskühlenartig sozusagen widerkauen: „Wie bei der pflanzlichen Nahrungsproduktion, kann auch bei der Fleisch- und Fischproduktion die Lösung nur darin bestehen, der ökologischen Nachhaltigkeit den Vorrang vor Genuss- und Statusfragen zu geben. Das muss erst recht dann gelten, wenn die ökologische Realität nichts anderes zulässt, als ein ausreichende menschliche Ernährung durch Einschränkungen in der Fleisch-, Milch- und Fleischproduktion zugunsten pflanzlicher Nahrungsmittel sicherzustellen.“

Na, immerhin. Würde die Gesellschaft endlich den Tierrechten zum Durchbruch verhelfen, würden alle gewinnen und überleben, ohne speziesistisch sein zu wollen, die Zusammenhänge sind nun mal Fakt: Keine Nutzung von Tieren mehr für den Menschen, Anerkennung der Tiere als eigenständige, mit Rechten ausgestatteten Mitgeschöpfen, unter denen der homo sapiens einer von vielen ist, der Globus könnte locker die derzeitigen 6 Milliarden Menschen ernähren, mit sauberem Trinkwasser versorgen, es gäbe kaum Bodenerosion, keine Vergiftungen und das Klima könnte sich stabilisieren. Die Regenwälder könnten unberührt bleiben, die Ausbeutung auch der Menschen in den Schlachthäusern hätte ein Ende, die in der Fleisch- und Tierhandelsmafia grassierende Wirtschaftskriminalität als Aushöhlung unseres Gemeinwohls würde beendet werden, und es würde nicht nur Rechtsfrieden, sondern auch Frieden in die Gesellschaften einkehren.

Utopie? Zugegeben, es geht alles zu langsam, erst 2002 hat Deutschland den Schutz der Tiere zum Verfassungsrang erhoben ohne wesentliche Auswirkungen bislang in der Praxis, in Neuseeland und künftig wohl auch in Österreich genießen die großen Menschenaffen die gleichen Rechte wie die Menschen. Aber sicher und auch von noch so honorigen Wissenschaftlern, die selbst nicht gerne auf ihr Filet, Salami- oder Fischbrötchen verzichten wollen, nicht mehr länger zu leugnen: Die Tierrechte allein sind in der Lage, diesen Globus mit allem Leben darauf zu retten, weder Reduzierungen bei den Emissionen von Kraftfahrzeugen, Flugzeugen oder Großkraftwerken oder landschaftsschonende Bauweisen oder ähnliches sind hierzu in der Lage, obwohl das alles auch sein muss. Der Durchbruch aber liegt allein bei den Tierrechten, es ist zu hoffen, dass dies wenigstens die nachfolgenden Generationen noch erleben dürfen.

Dr. Edmund Haferbeck, BÜNDNISGRÜNER Stadtvertreter

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Dr. Haferbeck (05.11.2007; 18:11 Uhr)

Haferbeck@aol.com

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Der promovierte Agrarwissenschaftler und ausgebildete Gesundheitsberater ist Fraktionsgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen in der Stadtvertretung Schwerin, Aufsichtsratmitglied der WGS, Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Mensch und Tier und betätigt sich als mehrfach zugelassener ehrenamtlich tätiger Verteidiger und - Prozessbevollmächtigter vor Gericht sowie als ehrenamtlicher Vorstand mehrerer gemeinnütziger Vereine

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