Toni en BeertjeHelmut F. Kaplan

Sind Tierversuche ethisch zu rechtfertigen? Diese Frage ist, so allgemein formuliert, kaum zu beantworten. Die sinnvolle, weil konkrete Frage lautet vielmehr: Wären diese Versuche auch DANN zu rechtfertigen, wenn sie nicht an Tieren, sondern an MENSCHEN durchgeführt würden?

Wer nämlich behauptet, dass diese Versuche bei Tieren zulässig, bei Menschen aber unzulässig sind, der muss eine ganz konkrete Frage ganz konkret beantworten: Was ist der entscheidende, MORALISCH relevante Unterschied zwischen Menschen und Tieren, der diese höchst unterschiedliche Bewertung und Behandlung von Menschen und Tieren rechtfertigen soll?

Ist es die unterschiedliche Behaarung oder Zahl der Beine? Wohl keine besonders überzeugende Begründung dafür, unschuldige Lebewesen zu quälen und umzubringen. Und wie steht es mit anderen Merkmalen?

Ist es die höhere Intelligenz des Menschen, die Tierversuche rechtfertigen soll? Aber warum soll man jemanden quälen dürfen, weil er weniger intelligent ist? Man stelle sich einen Mörder vor, der sich bei Gericht damit verteidigt, dass er bei der Auswahl seiner Opfer stets darauf geachtet habe, dass sie weniger intelligent sind als er!

Ist es die unsterbliche Seele des Menschen, die den Ausschlag geben soll? Aber, wie Tom Regan richtig bemerkt: WIELANGE ein Wesen lebt, ist doch für die Frage, wie wir es behandeln, WÄHREND es lebt, völlig bedeutungslos! So wäre es doch wohl zum Beispiel unsinnig, anlässlich eines Autounfalls, bei dem ein Hund verletzt wurde, zu sagen: „Dem Hund brauchen wir nicht zu helfen, denn der wird ohnehin nicht ewig leben.“ Und WENN wir Menschen im Gegensatz zu Tieren tatsächlich eine unsterbliche Seele haben, dann haben wir auch Aussicht auf eine ausgleichende Gerechtigkeit im Jenseits, die Tiere nicht haben. Wenn daher aus unserer angeblichen Unsterblichkeit irgendetwas folgt, dann ist es eher dies: Wir sollten Tiere BESSER behandeln, weil sie nur dieses eine Leben haben, während wir uns Hoffnung auf ein weiteres, ewiges Leben machen können, in dem wir für hier erlittenes Unrecht entschädigt werden.

Es gibt in Wirklichkeit keinen Unterschied zwischen Menschen und Tieren, der Tierversuche rechtfertigen könnte. Denn, wie der englische Philosoph Jeremy Bentham bereits vor über 200 Jahren in bezug auf fühlende Lebewesen erkannte: „Die Frage ist nicht: können sie DENKEN? oder: können sie SPRECHEN?, sondern: können sie LEIDEN?“

Die Leidensfähigkeit der Tiere ist der entscheidende Grund, warum Tierversuche falsch sind!

Deshalb ist auch die faktische Frage, ob Tierversuche für den Menschen nützlich sind, moralisch irrelevant: Tierversuche sind falsch, UNABHÄNGIG davon, ob sie für den Menschen nützlich sind. Die legitime Frage ist nicht: „Wieviel Gesundheit können wir MAXIMAL erzeugen?“, sondern: „Wieviel Gesundheit können wir AUF ETHISCH ZULÄSSIGE WEISE erzeugen?“ Die – echte oder vermeintliche – Nützlichkeit von Tierversuchen ist überhaupt kein ethisches Argument: Es gibt viele Dinge, die nützlich wären, aber dennoch unmoralisch und verboten sind, zum Beispiel Menschenversuche.

Der einzige Grund, warum nicht auch Tierversuche schon längst verpönt und verboten sind, ist denn auch schlicht dieser: Tiere können sich nicht wehren. Sie sind uns hilflos ausgeliefert. Aber das ist natürlich keine moralische Rechtfertigung, sondern lediglich eine zynische Machtausübung. Tierversuche sind und bleiben Verbrechen an Wehrlosen. Tierversuchslabors sind moderne KZs. Wer Berichte über ehemalige Nazi-KZs und über heutige Tier-KZs liest, dem fällt es wie Schuppen von den Augen: Die Parallelen sind lückenlos, die Protokolle sind austauschbar. Alles, was die Nazis den Juden angetan haben, praktizieren wir heute mit Tieren.

Der Vergleich zwischen Tier-KZs und Menschen-KZs stammt im übrigen nicht von rabiaten Tierrechtlern, sondern von jenen, die in und unter den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten am meisten gelitten haben: von Juden. So schrieb der Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer: „Wo es um Tiere geht, wird jeder zum Nazi … Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka.“

Copyright: Helmut F. Kaplan

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Dr. Helmut F. Kaplan (05.08.2007; 06:43 Uhr)

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