Mit dem Beginn der frühen Neuzeit und der großen Entdeckungsreisen begann in Europa die Zurschaustellung exotischer Menschen. Amerigo Vespucci brachte von seinen Amerikareisen über zweihundert, meist verschleppte Ureinwohner mit, von denen viele während der Überfahrt nach Europa starben. Jene, welche die Reise überstanden hatten, wurden in Spanien auf Jahrmärkten vorgeführt, bevor auch sie der Tod schnell dahinraffte.
Dies war der Anfang einer Entwicklung, die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts auf ihren Höhepunkt zutrieb und sich in Europa zu den kommerzialisierten und heute teils sehr seltsam anmutenden Völkerschauen entwickelte. Vermutlich seit dem Mittelalter, nachgewiesenerweise seit dem achtzehnten Jahrhundert, gab es die sogenannten Freakshows, in denen Einzelpersonen zur Schau gestellt wurden, Menschen mit Missbildungen oder z.B. Albinoafrikaner und die in Amerika ab 1850 als Geschäft in großem Stil betrieben wurden. Auch der Zirkus Ringling Brothers professionalisierte solche Auftritte bis 1940 sehr stark.
Solcherlei Darbietungen wären heutzutage nicht mehr möglich. Was damals geschah, zeugt vor allem von einem Mangel an Respekt und Achtung gegenüber anderen Ethnien oder Menschen, die nicht in ein bekanntes Schema passten. In den Zirkussen dieser Welt ist der Mangel an Respekt gegenüber Lebewesen zu finden, denen ihr naturgegebener Lebensraum verwehrt wird, die unter unnatürlichen Bedingungen leben müssen, denen die Freiheit entzogen wurde und die sehr oft mit fragwürdigen Methoden dressiert werden. Die Dressur eines Wildtieres ist per se ein auferlegter Zwang, kein Tier würde in freier Wildbahn für den Menschen irgendwelche Kunststücke aufführen.
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123rf.com/Matteo Natale

Alle Tiere in all den Zirkussen teilen ein gemeinsames, trauriges Schicksal, ganz gleich ob es Löwen oder dressierte Zwergpudel sind: Sie werden zur Schau gestellt. Zum Vergnügen und zur Belustigung des Menschen. Solange Tiere nicht als Mitlebewesen auf diesem Planeten behandelt werden und der Mensch sich über sie stellt, werden Tiere unter seinem Herrschaftsanspruch leiden. Genauso wie die Ureinwohner in fernen Ländern unter den Eroberern von einst leiden mussten.
Respekt kann nur dann entstehen, wenn eine Wertschätzung aller Lebensformen als natürliche Grundlage vorhanden ist. In einem anthropozentrischen Herrschaftssystem fehlt dieser Platz für echte Wertschätzung gegenüber Lebewesen, die genauso wie wir Teil eines großen Ganzen sind. Das, was den Menschen anders als die Tiere macht, ist vor allem seine Verantwortung ihnen gegenüber. Gerade weil er ein vernunftbegabtes Wesen ist, bzw. sein sollte, hat er die Verpflichtung für sie Sorge zu tragen. Wildtiere in Zirkussen zu halten, ist ein Ausdruck von Speziesismus, so wie die Sklavenhaltung Ausdruck des Rassismus war.

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Der Zirkus Krone wirbt auf seiner Website dafür, dass er Tiere vor dem Artensterben bewahrt, welche Tiere das sind, schreibt er allerdings nicht. Hier wird versucht, sich mit einer weißen Weste darzustellen und dem potenziellen Besucher Sand in die Augen zu streuen.
Und ich frage mich, wieso es ein angeblich seriöser Zirkus nötig hat, Tierrechtler vollkommen unseriös an den Pranger zu stellen. Wortwörtlich kann man dies ebenfalls auf der Website des Zirkus Krone nachlesen: „Sektenartige Tierrechtsorganisationen betreiben eine Hetzjagd gegen den Circus, Zoo und Privattierhaltung. Diesen selbst ernannten Tierexperten geht es nur um Spendengelder, die lediglich in Medienkampagnen gepumpt werden und keinem Tierschutzprojekt zugutekommen.Mittlerweile beschäftigt sich sogar der Staatsschutz mit deren Machenschaften. Ohne jegliche Rechtsgrundlage maßen sie sich das Recht an, die Auflösung eines einzigartigen Kulturerbes – und damit ganzer Berufsstände herbeizuführen. Wir appellieren an die Bevölkerung, Politiker und Medien, deren Phrasen nicht länger Aufmerksamkeit zu schenken.“

Überall auf der Welt, in so vielen Ländern wie z. B. Costa Rica, Kolumbien, Österreich, Ungarn, Bulgarien, Schweden, Großbritannien usf. gibt es bereits ein Wildtierverbot in Zirkussen, in Griechenland sogar ein generelles Verbot von Tieren in Zirkussen. Es ist an der Zeit, dass dieses Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen auch hier in Deutschland in Kraft tritt. Elefanten, Löwen, Kamele, Tiger oder Bären gehören in ihre natürlichen Lebensräume und nicht in ein menschgemachtes, unnatürliches Gefängnis, das einzig dem kommerziellen Zweck und der Belustigung der Menschen dient.
Und es ist an der Zeit, den Tieren den ihnen gebührenden Respekt zu zollen. Respekt hat mit Achtung zu tun: Die Achtung eines anderen Lebewesens und seiner natürlichen Bedürfnisse.

Jeder Mensch, der noch einen Zirkus mit Wildtieren besucht, sollte sich fragen, ob er selbst so vorgeführt und dressiert werden möchte und ob er die Gefangenschaft der Freiheit vorzieht. Und jeder, der diese Fragen für sich mit Nein beantwortet, sollte einen Zirkus mit Wildtieren durch seinen Besuch und den Kauf einer Eintrittskarte nicht unterstützen.

(c) Daniela Böhm
www.danielaböhm.com

Titelfoto: 123rf.com/isselee

2 Kommentare

  1. gute Frau Böhm, ihr Engagement für Tiere in Ehren, aber ihr Beitrag zu der Karnevalsdemo in Nürnberg würde ihren Vater sich im Grabe umdrehen lassen, sie wissen selber zu gut das er ein regelmässiger, gerngesehener Gast im Circus Krone war, anlässlich von Stars in der Manege sich sogar selbst in den Raubtierkäfig gewagt hat! Ein grosser Mann jedenfalls, der sein Prioritäten einzuschätzen wusste, in seine Schuhe müssen sie erst einmal reinwachsen!!!

  2. Sehr geehrte Frau Decker,
    ich bin mir sehr sicher, dass Herr Böhm sehr stolz auf seine Tochter und auch auf deren Engagement für die Tiere war. Nichts anderes würde man von ihm erwarten und daher ist Ihr Kommentar sehr unsinnig. Wozu schreiben Sie so etwas? Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, dann schreiben Sie bitte eine objektive Kritik oder nehmen Stellung. Aber die Tatsache, dass Frau Böhm die Tochter eines Prominenten, sehr humanitär wirkenden Menschen ist hat nicht, aber auch gar nichts mit diesem Artikel zu tun. Danke!

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