Zum Tierrechte-Kalender 2016

Helmut F. Kaplan

Als vor einiger Zeit der Vorschlag an mich herangetragen wurde, einen Kalender mit Zitaten von mir zu machen, hatte ich zunächst keine Idee, wie man das optisch umsetzen könnte. Nach einigen Tagen vergeblichen Nachdenkens und Suchens erinnerte ich mich plötzlich an das Video „Animal Rights“ – und wußte sofort: Das ist es: Bilder von Jo Frederiks! Ich setzte mich mit ihr in Verbindung und sie sagte sofort zu.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es richtigerweise. Wahr ist aber auch, daß die Wirkung von Bildern oft rasch wieder verblaßt. Warum? In einem früheren Text schrieb ich dazu:

„Weil gleich wieder die alten, bequemen Vorurteile auftauchen und das Gesehene relativieren oder zunichte machen: ,Fressen und Gefressenwerden ist nun einmal der Lauf der Welt.‘ ,Tiere wurden doch für den menschlichen Verzehr geschaffen.‘ ,Tiere leiden auch nicht so schrecklich, wie wir uns das vorstellen.‘ Usw. Und weil es so ist, daß die Wirkung von Bildern durch alte speziesistische Konzepte immer wieder zerstört wird, ist es unerläßlich, den Menschen zusätzlich zu Bildern auch neue ethische Ideen zu liefern, die diese alten Konzepte neutralisieren.

Schopenhauer sagt ganz richtig: Mitleid ist die Grundlage und Triebfeder aller Moral. Und ausgelöst wird Mitleid durch unmittelbare Konfrontation mit dem Leiden: mit den Leidenden selbst oder mit Bildern oder Filmen von ihnen. Wenn wir dieses Leiden dann sehen, leiden wir mit, haben Mitleid und wollen helfen. ( … ) Aber Schopenhauer hat auch erkannt, daß es Situationen gibt, in denen das Mitleid zu spät, zu wenig oder gar nicht auftritt. Im Zusammenhang mit Tieren wird das sogar die Regel sein, weil das Leiden der Tiere ja bewußt und systematisch versteckt wird: hinter dicken Mauern, bunten Verpackungen und lustigen Sprüchen. Und in solchen Fällen … bedarf es moralischer Grundsätze. ( … ) Hier brauchen wir … die Ethik, die ,Theorie‘, die Maximen.“

Ich hoffe, dass diese Kalenderbilder und -texte ein wirksames Mittel sind, um für das Unrecht gegenüber Tieren zu sensibilisieren und um zum Widerstand gegen dieses Unrecht zu mobilisieren. Diesem Kalender sollen internationale Editionen folgen. Die haben den großen Vorteil, bei der Bildauswahl nicht durch ideologische Engstirnigkeiten der deutschen Tierrechtsbewegung beschränkt zu werden.

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© Helmut F. Kaplan

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Kaplan, Helmut (27.11.2015; 20:11 Uhr)
helmut_kaplan@yahoo.de

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 27.11.2015
twitter.com/fellbeisser

3 Kommentare

  1. “Diesem Kalender sollen internationale Editionen folgen. Die haben den großen Vorteil, bei der Bildauswahl nicht durch ideologische Engstirnigkeiten der deutschen Tierrechtsbewegung beschränkt zu werden.”

    Was wohl heißen soll, dass es dann in diesen Editionen auch Hakenkreuze und Holocaustanalogien zu bestaunen geben wird, stimmt’s? Aber es ist ja wohl eher so, dass bei der ersten Auflage des Kalenders der Verzicht darauf nicht der “Engstirnigkeit” anderer Tierrechtler geschuldet ist, sondern ein wohlüberlegter Entschluß aller am Kalender Beteiligten gewesen ist. Denn: Es ist schon ein großer Unterschied, ob man nur auf Facebook in einer auffallend kleinen Gruppe immer wieder diesen Vergleichen verfällt oder ob man diese auch wirklich in der beachteten Öffentlichkeit vertritt. Gehindert wurden der Verlag und Kaplan/Frederiks also nicht von irgendwelchem “linken Pack”, sondern einzig und allein von ihren selbstgehegten Zweifeln. Plumper könnte man es auch einfacher ausdrücken: Da hatten wohl einige Leute keine Eier in der Hose! Und warum gerade dieser Kalender ein wirksames Mittel sein sollte, um für das Unrecht gegenüber Tieren zu sensibilisieren und zum Widerstand zu mobilisieren, bleibt natürlich auch ein großes Rätsel. Denn wenn Tierrechtler jetzt schon mit bebilderten Kalendersprüchen die Welt zu verändern versuchen, sind wir wohl eher langsam am Nullpunkt tierrechtlerischer Durchsetzungskraft angelangt.

    • In der Gegend herum zu laufen und zu schreien, ist häufig eine Einbahnstraße. Was zählt ist etwas zu bewegen, die Thematik Menschen bekannt zu machen, welche bisher noch nicht dafür sensibilisiert wurden. Dieser kleine Anschubser in die richtige Richtung zeigt oft mehr Wirkung als aufgeregtes Geschrei und gegenseitige Vorwürfe. Das lehrt uns die Geschichte. Wirkliches Momentum entsteht aus dem Gemeinsamen.
      Wir als Verlag sind sehr froh, dieses Projekt realisiert zu haben. Ebenso sind wir stolz darauf Menschen einen kleinen Einblick in die wichtige Arbeit von Jo Frederiks und Helmut F. Kaplan zu geben. Die Arbeit und Wirkung beider ist soviel mehr als nur die Aufarbeitung des Holocaust-Vergleiches. Respektlos sind die, welche beide eben nur auf diesen einen Aspekt reduzieren.

  2. Des Rätsels Lösung ist äußerst einfach: Wenn die Tierrechtsbotschaft möglichst viele Menschen erreichen soll, muß deren Beschaffenheit berücksichtigt werden. Und da, neben der gegenseitigen Ausgrenzerei, die Holocaust-Vergleichs-Hysterisierung das Lieblingsprojekt der deutschen Tierrechtsbewegung ist, muß auch dies berücksichtigt werden.

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