Von Daniela Böhm

Sehr geehrter Herr Schubert,

Ihre Ankündigung in der SZ in Form eines kurzen Artikels zur vierten Mahnwache am Münchner Schlachthof vom 23.-24.April habe ich erst heute gelesen.
Erlauben Sie mir zunächst eine Frage, nachdem hervorgeht, dass Sie offensichtlich auf der offiziellen Facebook Veranstaltungsseite mitgelesen haben: Wieso haben Sie mir als Initiatorin dieser Mahnwache keine Fragen gestellt? Das wäre ein Zeichen von gutem und fundiertem Journalismus gewesen. Heimlich mitzulesen und dann einen vor Hohn triefenden Artikel zu schreiben, ist ein Leichtes.
Ganz offensichtlich geht aus Ihrem Artikel hervor, dass Sie sich noch nicht eingehend mit dem Thema Tierrechte beschäftigt haben oder mit den bereits verheerenden Konsequenzen einer verachtenden Massentierhaltung. Genauso wenig scheint Ihnen bekannt zu sein, dass der massive Fleischkonsum Anteil am Hunger in den Entwicklungsländern trägt und eine der größten Bedrohungen für das Überleben der Menschen und den Planeten selbst darstellt. Dies sind Fakten, die Sie jederzeit überall nachlesen können; ich habe sie mir nicht ausgedacht. Ihr Artikel gießt damit in letzter Konsequenz nicht nur Hohn über die Tiere oder die Menschen, welche sich für sie einsetzen, sondern auch über hungernde Menschen.

(…)

Lesen Sie bitte den vollständigen Leserbrief unter:

Offener Leserbrief an die SZ zu einem Bericht vom 21. April zur 4. Mahnwache am Münchner Schlachthof

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Daniela Böhm (28.04.2015)
danielaboehm9@gmail.com
www.fellbeisser.net/authors/au…

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Anm. der „fellbeißer“-Red.:

Daniela Böhm bezieht sich auf nachfolgende Veröffentlichung des Herrn Andreas Schubert vom 21.04.2015 (18:31 Uhr) in der SZ.de (Süddeutsche Zeitung) unter
www.sueddeutsche.de/muenchen/m…:

Hippe Besseressis

Tierschützer demonstrieren am Schlachthof. Man könnte ihnen raten, auf dem aus biologisch angebauter Baumwolle gefertigten Teppich zu bleiben

Von Andreas Schubert

“Sich ohne Fleisch zu ernähren ist hipper denn je. Und auf der Hipligkeitsskala von eins bis zehn sind jetzt auch die Veganer mindestens schon bei einer Sieben angekommen, also die Menschen, die komplett auf tierische Produkte verzichten. Vegane Läden und Lokale schießen wie Pilze (ja, die sind vegan!) aus dem Boden und die Gemeinde im Internet ist von den Münchner Lokalen, die nur vegane Küche anbieten, hin und weg. Okay, mancherorts schmeckt es so, dass man hingeht und gleich wieder weg will, aber den Menschen geht es ums Prinzip: Wer sich ernährt und kleidet, ohne einem Tier geschadet zu haben, Bienen keinen Honig und Hühnern keine Eier raubt, darf sich auf einer moralisch höheren Ebene fühlen.

Ist ja auch völlig okay, wer’s mag, für den ist’s das Höchste. Und was soll man auch dagegen haben, wenn sich die Besseressis zunehmend ausgerechnet im Schlachthofviertel (ganz oben auf der Hipligkeitsskala) niederlassen? Für die ist das Viertel ganz praktisch gelegen, weil sie es nicht mehr weit haben zu den Mahnwachen gegen das Töten von Tieren. Diesen Donnerstag und Freitag werden Tierschützer wieder am Schlachthof Grabkerzen aufstellen und Bilder von Kuhgesichtern zeigen, mit Texten wie: “Wenn du tief in meine Augen blickst, kannst du es immer noch zulassen, dass ich getötet werde?” Sie tun dies natürlich nicht, ohne vorher auf Facebook darüber diskutiert zu haben, ob Grabkerzen wirklich keinen Rindertalg enthalten und wie umweltschädlich genau die Dinger sind. Kein Scherz: Beim Thema Tierschutz und Umwelt hört der Spaß selbstverständlich auf.

Wir wollen deshalb auch nicht spießig sein und sagen, dass es gerade in Zeiten, in denen sich eine Krise und humanitäre Katastrophe an die nächste reiht, vielleicht passendere Anlässe gäbe, um Grabkerzen aufzustellen. Leid mit anderem Leid zu vergleichen, ist genauso albern wie das Sendungsbewusstsein radikaler Tierschützer. Wir könnten uns aber dazu hinreißen lassen, ihnen zu raten, doch bitteschön mal auf dem Teppich zu bleiben. Von uns aus darf das gerne einer aus biologisch angebauter Baumwolle sein, garantiert ohne Schafsfell oder sonstigem Raubgut aus der Tierwelt.”

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 29.04.2015
twitter.com/fellbeisser

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